Percussion-Ensembles bieten Ohren- und Augenschmaus. Von Michael Baue Marktoberdorf Dass man mit Percussions-Instrumenten Krach machen kann, ist hinlänglich bekannt. Dass man mit Percussion aber auch feinfühlige Musik spielen kann, zeigten Hermann Schwander und seine Studenten im Saal der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf. Erfreulich viele Zuhörer, darunter vor allem Jugendliche, hörten ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm, das die Schlagzeuger aus Nürnberg zum Abschluss ihres Probenaufenthalts darboten.
Als Gast war das Percussion Ensemble Sonthofen geladen, das mit einer 'kleinen Tischmusik' von Manfred Menke einen echten Ohren- und auch Augenschmaus servierte. Anstelle einer aufwendigen Ausrüstung hatten die vier jungen Burschen, die vom Marktoberdorfer Stefan Beranek geleitet werden, lediglich Kochlöffel im Gepäck, mit denen sie im fetzigen Rhythmus unter Stampfen und Hüpfen auf die Tische trommelten: eine spektakuläre Vorstellung, die viel Koordinationsgabe und Konzentration verlangte.
Eröffnet wurde das Programm mit 'Music for Pieces of Wood' von Steve Reich. Für ganz einfache archaische Instrumente (Klaves) komponiert, forderte dieses beeindruckende Werk ein Höchstmaß an Konzentration von den Akteuren und überzeugte durch seine meditative Gleichförmigkeit, die sehr stark an herabtropfendes Wasser erinnerte.
Jeden einzelnen der Nürnberger zeichnete aus, dass sie nicht auf ein Instrument fixiert sind, sondern ein breites Spektrum an Percussions-Instrumenten beherrschen. Zum Einsatz kamen dabei neben verschiedenen Rhythmusinstrumenten auch Melodieinstrumente wie Vibraphon und Marimba.
Andreas Csibi, der mit dem selbstkomponierten Stück 'Rosewood Daydream' für eine Uraufführung des Abends sorgte, stellte seine meisterhafte Beherrschung des Marimbaspiels unter Beweis. Aufsehen erregte seine brillante Technik, die es ihm ermöglichte, mit zwei Schlägeln in jeder Hand zu spielen. Die Schlägel führte er jedoch nicht nur parallel, sondern auch unabhängig voneinander, sodass ihm ein nahezu perfektes vierhändiges Spiel gelang. Den Abstand der zwei Schlägel in einer Hand variierte er mit unglaublicher Sicherheit bis zu einer Oktave. Dadurch konnte er in seinem Marimbasolo eine perlende Klangfülle entwickeln.
Mit seiner Improvisation über das Thema 'Body and Soul' von W. Green war auch Burkhardt Wörnle nicht nur als Spieler, sondern auch als Komponist angereist und demonstrierte seine Fähigkeiten auf dem Vibraphon. Zusammen mit Schwander, Beranek, Csibi, Christine Pesold, Martin Luderschmid und Daniel Piccon spielte er auch zwei Sätze aus dem 'Konzert für Vibraphon und Percussionensemble' von Ney G. Rosauro. Im konzertanten Gespräch der sieben Musiker, von denen einige im Verlauf des Stückes auf verschiedenen Instrumenten spielten, entwickelte sich eine strahlende Klangfülle.
Die Verschmelzung der unterschiedlichen Klangfarben verdichtete sich zu einem unglaublichen Meer an Klängen, das durch die natürlichen Halleffekte der Instrumente noch verstärkt wurde. Viele Rhythmenwechsel beherrschten den Ablauf des Stückes ebenso wie klare dynamische Strukturierungen. Mit 'Gainsborough' von Thomas Gauger ging ein begeisterndes Konzert des Ausnahmeensembles zu Ende. Als Zugabe gab es dann noch ein Schmankerl: Zusammen mit den Sonthofenern trommelten die Nürnberger mit den natürlichsten und ältesten Instrumenten der Welt mit den Händen wurde geklatscht und auf die Schenkel geklopft, dabei gepfiffen und gezischt. Ein nettes Spektakel, das auch aufgrund der synchronen Bewegungen toll anzuschauen war.