Heike Lange hat unserer Zeitung zweimal gesagt, was sie von der Gemeinschaftswährung hält: Vor der Einführung und neun Jahre später. Wir haben noch einmal nachgefragt.
Sie war Lehrerin in der DDR, schulte im Westen zur Industriekauffrau um, jobbte erst bei einem Partyservice, machte dann ein Praktikum in einer Buchbinderei - und übernahm später die Firma. Dieses Jahr im Januar feierte Heike Lange (53) ihr 20-Jähriges als Chefin der Altusrieder Papierverarbeitung mit 13 Mitarbeitern. Zweimal hat sie unserer Zeitung schon verraten, wie sie den Euro findet. Wir haben zum dritten Mal nachgefragt.
Frau Lange, sagen Sie mal: Was halten Sie inzwischen vom Euro?
Lange: Ich bin immer noch ein Euro-Freund. Ich finde ihn praktisch. 2000 wurde er kaufmännisch eingeführt, ein Jahr später als Geld. In der Firma haben wir vom Euro profitiert, weil wir zum Beispiel viele Kunden in Österreich und anderen EU-Ländern haben. Rechnungen werden in Euro ausgestellt und bezahlt, das ist gut.
Der Euro bedeutet für Ihre Firma also...?
Lange: ...dass es ein vergleichbares Zahlungsmittel gibt und keine Wechselkursverluste.
Und wie ist das mit Mark und Pfennig, haben Sie noch welche?
Lange (lacht): Ja, habe ich noch, aus Nostalgiegründen. So ähnlich wie alte Ostmark sind sie eine Erinnerung an Zeiten, die ich erlebt habe. Die alten Mark und Pfennig liegen deshalb auch gemeinsam mit dem alten DDR-Geld in einer Dose.
Nach der Euro-Einführung haben viele noch jahrelang im Kopf die Beträge umgerechnet. Wann haben Sie damit aufgehört?
Lange: Eigentlich ziemlich schnell. Vielleicht zwei Jahre lang habe ich noch Markbeträge gerechnet, dann nicht mehr.
Als wir 2010 zum letzten Mal mit Ihnen über den Euro sprachen, da sind Sie gern nach Spanien in den Urlaub gefahren - und fanden es klasse, dass Sie kein Geld mehr wechseln mussten. Und heute?
Lange: ...fahre ich eigentlich nicht mehr so oft nach Spanien. Meine Lieblingsziele sind heute Asien und arabische Länder. Kürzlich war ich allerdings in Kroatien - ein EU-Land ohne Euro. Da fand ich es unpraktisch, auf einmal umrechnen zu müssen.
Eurofan, gut fürs Geschäft... das sind mehrere positive Seiten des Euro und der EU. Gibt es auch etwas, das Sie stört?
Lange: Es gibt viele Länder, die wollen die Vorteile der EU, wollen sich dann aber nicht an unbequemen Entscheidungen beteiligen. So wie zum Beispiel Großbritannien oder Polen. Die Handelsvorteile sind erwünscht, aber nicht die anderen Seiten. Sonst stört mich vor allem die Bürokratie.
Als Dienstleister für die Druckereien und Agenturen kümmern wir uns auch um die Logistik. Früher hat man eine Ausgangs- und eine Eingangsbestätigung für Lieferungen an Kunden gebraucht. Inzwischen ist eine "Gelangensbescheinigung" nötig. Verkürzt gesagt darf meine Firma nur über eine Firma etwas an eine andere europäische Firma schicken. Das ist reine Bürokratie.