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Und täglich gräbt das Murmeltier

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Und täglich gräbt das Murmeltier

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    Und täglich gräbt das Murmeltier
    Und täglich gräbt das Murmeltier Foto: boxler

    "Nicht für jedes gebrochene Rinderbein in den Bergen sind Murmeltiere verantwortlich", spricht Henning Werth für die pelzigen Alpenbewohner. Punktuell aber können die Nager ein Problem sein, räumt der Gebietsbetreuer Allgäuer Hochalpen des Landesbundes für Vogelschutz ein. Die Löcher und Gänge, die Murmeltiere in den Boden graben, können Rindern zum Verhängnis werden. Zudem kommt es vor, dass die Nager Alphütten beschädigen, indem sie sie annagen oder durch ihre Buddelei zum Einsturz bringen.

    So mancher Älpler ist deshalb nicht gut auf die Erdhörnchen zu sprechen. Mit der Flinte zu Leibe rücken darf er ihnen aber nicht. "Murmeltiere stehen ganzjährig unter Schutz. Sie dürfen nur mit Sondergenehmigung bejagt werden", sagt Werth. Um sie von den Hütten fernzuhalten, helfen aber zum Beispiel Duftmarken. Oder man vertraut auf ihre natürlichen Feinde - wie Rabenvögel, Füchse und allen voran Steinadler -, die den Bestand laut Werth recht gut kontrollieren. Auch der Winterschlaf ist für die Nager ein Risikio. Denn dabei kuscheln sich viele Tiere zusammen und das fördert die Übertragung von Krankheiten.

    Verbreitet sind die pelzigen Bergbewohner, so Werth, nur in bestimmten Gebieten der Alpen, zum Beispiel im Hintersteiner Tal und einigen Oberstdorfer Seitentälern wie dem Rappenalptal sowie dem Rest des Naturschutzgebietes Allgäuer Hochalpen. Die Tiere meiden nach neuesten Recherchen für eine Diplomarbeit außerdem zu intensiv genutztes Grünland eher, sagt Werth. Denn sie brauchen humusreiche, weiche Böden, um Höhlen zu graben. Wo viele Kühe leben, ist das Erdreich aber festgetreten.

    Dennoch waren es die Rinder bzw. die Alpwirtschaft, die die Murmeltiere überhaupt erst in tiefere Lagen lockte. "Sie sind aus Steppengebieten eingewandert und lebten früher oberhalb der Baumgrenze", weiß Werth. Erst durch die Abholzung unter anderem für Weiden kamen die Nager weiter ins Tal. Heute lebt die tiefste Population auf etwa 1000 Metern.

    Noch weiter unten fehlt den hitzeempfindlichen Tieren die Schneesicherheit. Die brauchen sie zum Beispiel, damit in ihren Höhlen im Winter Plusgrade herrschen. "Murmeltiere sind ein wichtiger Teil des Ökosystems", sagt Werth. Sie schaffen mit ihren Tunneln und Löchern zum Beispiel Nistplätze für Vögel.

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