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und die Königin ist auch schon dabei

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und die Königin ist auch schon dabei

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    Von Peter Szarafinski, Dietmannsried - Sich eine Honigbiene auszuleihen, kostet gerade mal 0,2 Cent im Jahr. Weil sie aber, erstens, nur wenige Tage lang lebt und, zweitens, so ganz alleine weder Freude machen noch selbst welche haben würde, gibt es sie zusammen mit rund 40000 Kolleginnen als Volk, Königin inklusive. Und die Leihbienen des Imkervereins Dietmannsried sind begehrt. Eigentlich tritt man zuerst in einen Bienenzüchterverein ein, um sich dann ein Volk zuzulegen. Diese vorgeschaltete Mitgliedschaft schrecke aber viele potenzielle Interessenten ab, vermutet Eckard Radke, Vorsitzender der Dietmannsrieder Imker. Also wurde das Prinzip auf den Kopf gestellt. Die 'Probe-Imker' bekommen für 80 Euro ein Jahr lang ein eigenes Volk samt Bienenkasten, Einweisung in die Imkerei und natürlich den Honig. Wer auf den Geschmack gekommen ist, der darf sein Volk danach behalten - und dem Verein beitreten, wenn er mag. Ein Konzept, das aufgeht. Radke ist vom großen Interesse an den Leihbienen überrascht. Sechs Völker werden inzwischen von 'Probe-Imkern' betreut. 'Ich finde das Angebot ideal', meint Jürgen Herbst aus Dietmannsried: Ausprobieren können, ohne sich gleich an einen Verein binden zu müssen. Und zu lernen gebe es eine ganze Menge, denn 'als Laie sieht man's zuerst nur rumwuseln'. Wenig später wuseln nicht nur die Insekten, sondern auch die angehenden Imker um die Bienenkästen am Lehrbienenstand. Herbsts neunjährige Tochter Caroline greift mit bloßen Armen hinein und zieht eine Wabe raus. Das Summen wird lauter, dunkle Arbeitsbienen krabbeln über die Waben. Von Angst keine Spur bei Caroline. Von Stichen sind die Herbsts bislang verschont geblieben. Max Lingg aus Krugzell hat es dagegen einmal erwischt - und dann auch noch im Gesicht, direkt neben dem Auge.

    Aber das seien Schmerzen, die schnell vergehen, erzählt er. Zur Imkerei sei er gekommen, weil er ein großer Naturliebhaber sei und Obstbäume züchte. Und die sind für die Bestäubung auf Bienen angewiesen. Die Faszination von Bienen, da sind sich die 'Probe-Imker' einig, geht von ihrer Staatenbildung aus. Ein komplexes System mit exakt zugeteilten Aufgaben, keine Gruppe von einzelnen Wesen. Nicht einmal die wichtigsten Tiere, die Königinnen, bekommen einen Namen verpasst. Lediglich die Bienenkästen sind durchnummeriert. Einmal in der Woche werden sie kontrolliert. Denn jetzt ist Schwarmzeit. Neue Königinnen schlüpfen und die alte Königin sucht mit einem Teil des Volkes eine neue Bleibe. Damit diese Tiere nicht auf Nimmerwiedersehen verschwinden, müssen die Imker rechtzeitig eingreifen und das Volk trennen, noch bevor es seinen Stock verlässt. Für das ungeübte Auge ist es gar nicht so einfach zu erkennen, ob in einer stark gewölbten Zelle eine Königin oder eine Drohne heranwächst. Miroslav Hrabec aus Börwang will auf jeden Fall die Bienen später behalten. 'Es ist eine Sucht.' Er hat sich für sein Volk schon einen Platz im Wald ausgeguckt. Die Herbsts wollen 'ihren' Bienen im eigenen Garten ein neues Zuhause geben - wenn die Nachbarn nichts dagegen haben. Imker Radke weiß, wie diese am besten vom Sinn der Insekten überzeugt werden können: 'Ein Glas Honig wirkt da Wunder.' So ein Bienenjahr ist kurz, dauert gerade einmal von Anfang April bis Ende Juni. Um die 15 Kilogramm von dem klebrigen Süß lassen sich pro Volk ernten. Vielleicht schon am nächsten Wochenende kann geschleudert werden: der erste Löwenzahnhonig der Leihbienen.

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