Hans-Jürgen Buchner ist ein alter Hase im Musikgeschäft, steht seit über 25 Jahren als Haindling auf der Bühne und hat schon an vielen Orten die Leute mit seiner Musik unterhalten. So einer weiß, wie man in Nullkommanichts das Publikum auf seine Seite zieht. "Liebe Leute", begrüßt er die knapp 2000 Zuhörer in Kempten-Heiligkreuz, "ich bin froh, dass ich heute bei euch hier im Zelt bin und nicht auf der Burghalde in Kempten." Dort auf der Freilichtbühne, vermutet er, sei es bestimmt kalt. "Hier bei euch ist es hingegen gemütlich warm."
Was Buchner und die fünf Kollegen an seiner Seite allerdings ein wenig irritiert: Der Geräuschpegel im Zelt nimmt mit fortgeschrittener Konzertstunde deutlich zu. Schade eigentlich. Denn die Gruppe Haindling stellt neben bekannten Hits und sphärischen Klängen an diesem Abend im Rahmen des 37. Bezirksmusikfestes die neue CD vor: "Ein Schaf denkt nach." Und auf der befinden sich in nicht unerheblicher Zahl ruhige, sanfte Stücke Titel wie "Die Fliege", "Von Geist zu Geist", "Mond" oder "Rosmarie". Stücke zum intensiven Zuhören, zum Träumen, zum Nachdenken.
Überhaupt scheint Hans-Jürgen Buchner heute noch viel mehr zu sinnieren über Dinge und Ereignisse auf dieser Welt, die ihm ins Auge fallen. Und so legt in einem seiner Lieder der Mond, nachdem er auf die Erde geschaut hat, die Stirn in Falten, denkt sich "mei san de blöd" und klagt: "Do hockens da untn / auf ihrem Planeten / und san doch so winzig kloa / und müssen sich immer nur streiten "
Einsatz für bayerische Sprache
Haindling macht Musik, die aufrütteln und die Zuhörer an Werte erinnern soll - zum Beispiel an die Pflege der bayerischen Sprache. Dafür hat er den Song "O-käy" geschrieben. Ein Wort, dem laut Buchner kein normaler Mensch heute mehr ausweichen kann. "Fast jeder Satz", hat der Musiker zähneknirschend feststellen müssen, "wird inzwischen damit beendet.
" Einem wie ihm stellen sich bei solcher Wortwahl die Haare.
Haindling macht aber auch Musik, die Stimmung und gute Laune beschert. Kein unerheblicher Faktor für einen Auftritt in einem Festzelt. Weshalb der Saal kocht, wenn die Geschichte vom depperten Depp erzählt wird, wenn "Lang scho nimmer gsehn", "Paula" oder "Spinn i" erklingen. Wenn die Musiker zu ausgefallenen Instrumenten greifen wie Tierhörnern oder der vietnamesischen Maultrommel und an den zahlreichen Percussion-Geräten treibende Rhythmen auf den Weg bringen.
Der Gruppe Haindling zuzuhören ist an diesem Abend in Kempten- Heiligkreuz ein Genuss. Selbst wenn es die ganz sanften Töne nicht in die Gehörgänge aller Besucher schaffen.