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Ulmer Forscher weisen "beträchtliche Mengen" an Verunreinigungen in AstraZeneca nach

Möglicher Zusammenhang mit Impfreaktionen

Ulmer Forscher weisen "beträchtliche Mengen" an Verunreinigungen in AstraZeneca nach

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    In einer Studie haben Forschende an der Universität Ulm Verunreinigungen im Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca nachgewiesen. (Archivbild)
    In einer Studie haben Forschende an der Universität Ulm Verunreinigungen im Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca nachgewiesen. (Archivbild) Foto: Frank Hoermann/Sven Simon

    In einer Studie haben Forschende an der Universität Ulm Verunreinigungen im Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca nachgewiesen. Das hat die Universität am Mittwoch bekannt gegeben. Die Frage, ob die festgestellten Verunreinigungen die Wirksamkeit des Impfstoffs beeinflussen oder mit Impfreaktionen zusammenhängen, kann die Studie der Uni allerdings nicht beantworten. Allerdings meint Professor Stefan Kochanek, Leiter der Abteilung Gentherapie der Ulmer Universitätsmedizin: "Die Vielzahl der gefundenen Verunreinigungen, von denen zumindest einige negative Effekte haben könnten, macht es nötig, den Herstellungsprozess und die Qualitätskontrolle des Impfstoffs zu überarbeiten."

    Häufige Impfreaktion bei AstraZeneca

    Kurze Zeit nach einer Impfung mit AstraZeneca treten bei Impflingen laut der Uni relativ häufig grippeähnliche Symptome als Impfreaktion auf. In sehr seltenen Fällen kann es bis zu 16 Tage nach der Impfung zur Bildung von lebensbedrohlichen Sinusvenenthrombosen kommen. Davon sind vor allem jüngere Frauen betroffen.  

    "Beträchtliche Mengen" menschlicher und viraler Proteine

    Vor diesem Hintergrund haben Forschende um Professor Kochanek drei Chargen des AstraZeneca-Impfstoffs mit biochemischen Methoden und Proteomanalysen untersucht. Dabei stellten die Forschenden fest, dass der Proteingehalt pro Impfdosis deutlich über dem theoretisch zu erwartenden Wert von 12,5 µg lag. In einer genauer untersuchten Charge betrug er sogar 32 µg. In dem Impfstoff fanden die Forschenden "beträchtliche Mengen" menschlicher und viraler Proteine, die nicht Teil des Impfstoffs sind. Insbesondere befanden sich darunter auch sogenannte Hitzeschock-Proteine.

    Gefahr von Hitzeschockproteinen 

    "Insgesamt haben wir über 1.000 Proteine in den Chargen detektiert: Die Mehrzahl dürfte keine negativen Auswirkungen auf Impflinge haben", erklärt Professor Kochanek. "Extrazelluläre Hitzeschockproteine sind jedoch bekannt dafür, dass sie angeborene und erworbene Immunantworten modulieren und bestehende Entzündungsreaktionen verstärken können. Sie wurden zudem auch schon mit Autoimmunreaktionen in Verbindung gebracht." In weiteren Studien müsse untersucht werden, inwiefern diese Protein-Verunreinigungen die Wirksamkeit des Impfstoffes verringert oder mit der oftmals starken Impfreaktion des Impfstoffes im Muskel zusammenhängen könnten.

    Herstellungsprozess und die Qualitätskontrolle des Impfstoffs muss überarbeiten werden 

    Nach Angaben der Universität gilt in der Pharmaindustrie die möglichst weitgehende Entfernung solcher Verunreinigungen als ein sehr wichtiges Qualitätsmerkmal. Im Fall des Impfstoffs von AstraZeneca reiche die Kontrolle mit den bisher verwendeten Standard-Nachweisverfahren offenbar nicht aus, schlussfolgert die Universität. Die Forschenden empfehlen daher ergänzende Methoden. Wegen der Verunreinigungen müsse der Herstellungsprozess und die Qualitätskontrolle des Impfstoffs überarbeiten werden. "Dadurch ließe sich neben der Sicherheit womöglich auch die Wirksamkeit des Vakzins erhöhen", so Professor Kochanek.

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