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Überfällig oder unbezahlbar

Marktoberdorf

Überfällig oder unbezahlbar

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    Überfällig oder unbezahlbar
    Überfällig oder unbezahlbar Foto: Heinz Budjarek

    "Mit diesem Beschluss werfen wir sehenden Auges Geld zum Fenster raus", schimpfte Stadtrat Wolfgang Hannig (SPD) gegen Ende der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses. Zuvor hatte das Gremium zwei widersprüchliche Beschlüsse zu neuen Stadtbuslinien gefasst: Auf Antrag von Peter Grotz (FW) sprach sich die Mehrheit (8 Ja-Stimmen) dafür aus, den genaueren Bedarf mittels einer Umfrage zu ergründen. Danach verweigerte die Mehrheit die Zustimmung zu einem Beschluss, dass der Ausschuss einen funktionierenden ÖPNV in Marktoberdorf für notwendig erachtet. Nach diesem Durcheinander schlug Bürgermeister Werner Himmer vor, die Verwaltung solle im Herbst dem Stadtrat Alternativen vorlegen.

    Hintergrund der Verwirrung war Punkt 7 der Tagesordnung: "Aufbau von zwei Stadtbuslinien - Grundsatzentscheidung". Stadtbaumeister Peter Münsch hatte mit Regionalbus Augsburg (RBA) ein Konzept erarbeitet. Vorgesehen wären je zwei Stadtbuslinien für den Norden und Süden (siehe Info) mit insgesamt 23 Kilometern Länge. Nötig wären dafür zwei feste Fahrer sowie zwei City-Busse mit 13 Sitz- und acht Stehplätzen, in denen zudem zwei Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen Platz finden können.

    Heuer noch Zuschuss vom Staat für neue Busse möglich

    Knackpunkt für die Stadträte waren die Kosten: Der jährliche Aufwand wird auf bis zu 240000 Euro geschätzt. Um die Linie zu etablieren, sei eine intensive Werbung nötig. Die Einahmen aus dem Ticketverkauf könnten dadurch von anfänglich 10 auf bis zu 30 Prozent steigen. Falls noch heuer eine Entscheidung falle, bekomme man für den Kauf der Busse je 40000 Euro Zuschuss vom Freistaat.

    Münsch stellte dar, dass das Verkehrsgutachten empfehle, ein Stadtbusnetz aufzubauen, um das Zentrum zu entlasten. Dadurch brauche man weniger Stellplätze und erleichtere Müttern, Älteren und Behinderten die Anbindung. Die jetzige Kleinbuslösung sei eher ein Alibi, da Menschen mit Rollator oder Kinderwagen das Angebot gar nicht nutzen können, obwohl gerade sie das Angebot brauchten.

    "Es geht heute um eine grundsätzliche Meinung, ob man das weiterverfolgt", eröffnete Bürgermeister Himmer die Diskussion. Dabei gab es zwei Positionen. Markus Singer (CSU) sagte, die Nutzung sei zu gering: "Wir können uns das nicht leisten." Er verwies auf überörtliche Linien, die ebenfalls in der Stadt genutzt werden können.

    Wunsch nach "mehr Futter" für Entscheidung

    Etwas zurückhaltender war Peter Grotz (FW): Er wollte nicht gleich Nein sagen und sprach sich dafür aus, eine Befragung durchzuführen, um "mehr Futter" für eine Entscheidung zu bekommen. Peter Fendt (BP) sagte, als Kaufmann könne er einem Vorhaben mit so geringen Einnahmen nicht zustimmen. Man solle die Kleinbuslösung mit ehrenamtlichen Fahrern ausbauen. Münsch entgegnete, eine Befragung koste 10000 Euro, werde aber trotz gigantischen Aufwands wenig bringen.

    Besser wäre es, mit einem schlüssigen Konzept zu beginnen.

    Carl Singer (FW) hielt Münschs Konzept für zu wenig kreativ. Tagsüber seien viele große Busse ungenutzt und die Verkehrsgesellschaft Kirchweihtal verfüge über Dutzende Achtsitzer-Busse. Entgegengesetzte Meinungen vertraten Gerhard Küster (Grüne) und Wolfgang Hannig (SPD). "Endlich! Das ist seit 20 Jahren überfällig", freute sich Küster. "Das ist Pflicht für die Stadt. Das sind wir unseren Bürgern schuldig. "Wir müssen das wollen", erklärte Hannig. (vit)

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