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Über Werbung, Abzocke und Vereinsamung

Kempten

Über Werbung, Abzocke und Vereinsamung

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    Über Werbung, Abzocke und Vereinsamung
    Über Werbung, Abzocke und Vereinsamung Foto: ralf lienert

    Telefonwerbung, Abzocke im Internet und Kaffeefahrten - diese Gefahren lauern auf jeden. Doch weil gerade Senioren es in der Konsumwelt oftmals schwerer haben, griff Verbraucherschutz-Staatssekretär Dr. Gerd Müller diese Themen in seinem gestrigen Fachgespräch "Montags bei Müller" auf. Die Runde beschäftigte sich zudem mit den Fragen, wie Senioren die Qualität von Pflegeheimen vergleichen können und ob Kempten seniorenfreundlich ist.

    Das ist es laut Jürgen Schulz, Impulse-Bürgerservice-Geschäftsführer. Er selbst ist zwar für Behinderte zuständig, sieht jedoch zahlreiche Parallelen zu den Bedürfnissen von Senioren. "Kempten ist, was eine behindertengerechte Ausstattung angeht, ganz weit vorne", sagt Schulz. Er sieht andere Probleme: Anglizismen oder etwa klein gedruckte Produkthinweise beim Einkauf könnten Senioren das Leben schwermachen. Karlheinz Frick, Leiter im Haus der Senioren, spricht in diesem Zusammenhang von "einem interessanten Markt". In der Schweiz gebe es etwa Einkaufswagen mit Lupe. "Und in Hamburg stehen Helfer bereit, die Senioren beim Einkaufen begleiten."

    Müller betont, dass es Beratungen für viele Situationen gebe und nennt die Verbraucherzentrale als unabhängige Stelle. Deren Fachberater Andreas Winkler erklärt, dass die Zentrale Informationen über die verschiedenen Senioren-Einrichtungen bereithalte. Beraten könne er zudem bei Telefonwerbung, Versicherungen oder Verträgen mit Telefongesellschaften. "Auch größere Unternehmen hauen Senioren oft übers Ohr", sagt er zu Letzteren. Etwa, indem sie eine schnelle Internetverbindung zusammen mit dem Telefonanschluss verkaufen, obwohl der Senior gar keinen Computer hat.

    In Netzwerke einbinden

    Georg Hieble, Kreisvorsitzender der CSU-Senioren-Union, geht vor allem auf die älteren Menschen ein, "die noch fit sind". Diese gelte es, in Netzwerke einzubinden: "Wir müssen eine Dorf- oder Stadtteilfamilie aufbauen, damit sie nicht vereinsamen." So könnten sie länger außerhalb eines Heims leben. Das greift auch Frick auf. Das Haus der Senioren biete solche Möglichkeiten an: etwa eine Werkstatt, speziell für Senioren oder ein Handykurs an der Wirtschaftsschule, bei dem Schüler den Älteren den Umgang mit Mobiltelefonen erklären.

    Früher oder später müssen viele allerdings doch im Heim gepflegt werden. Müller will daher von der Leiterin des Duracher Seniorenzentrums wissen, wo sich Betroffene und Angehörige dann unabhängig informieren können. Sonja Seger meint dazu, dass es immer noch das Beste sei, sich die Häuser und die Abläufe darin selbst anzusehen.

    "Ich muss mir vor Ort die Frage stellen, ob ich dort leben möchte", sagt sie. (fe)

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