Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Über lange Strecken kann ich mich besser verausgaben

Allgäu

Über lange Strecken kann ich mich besser verausgaben

    • |
    • |

    Melanie Bayrhof träumt vom Inline-Skaten als Beruf. Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Filke Marktoberdorf Während sich Jugendliche ihres Alters lieber gemütlich zurücklehnen, liebt Melanie Bayerhof die Rennen über die langen Distanzen: 3000 Meter, 5000, am liebsten Marathon auf Inline-Skatern: 'Da kann ich mich besser verausgaben', schmunzelt die 17-jährige Marktoberdorferin. Dass es jüngst bei der Europameisterschaft in Ungarn über 10 000 Meter 'nur' zu einer Bronzemedaille reichte, wurmt sie kaum noch. In Gedanken bereitet sie sich auf die nächste Saison in der Aktivenklasse der Frauen vor. Wie bei den Junioren will sie auch dort mindestens im Vorderfeld mitlaufen.

    'Melanie ist eine der besten Juniorinnen in Deutschland', bestätigt Frauen-Bundestrainerin Katharina Berg. Bei einem Rennen zum Saisonstart in Frankreich lief sie erstmals in der Aktivenklasse und präsentierte sich bei den Frauen in ausgezeichneter Form. Dass noch mehr Potential in ihr steckt, weiß Trainer Frank Kopp, Vorsitzender des Skate-Clubs Allgäu: 'Melanie hat zu viel Respekt. Sie freut sich, wenn sie mithalten kann, es fehlt aber noch der Ehrgeiz, auch mal vor einer Weltklasseläuferin zu sein.' Das Zeug dazu hat sie. Beim German Inline Cup, ähnlich einer Grand Prix Serie, läuft sie derzeit an dritter Stelle.

    Beide Seiten profitieren Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Außer einer gehörigen Portion Talent kommt viel Training hinzu. Viermal wöchenlich steht sie auf Rollen und misst sich vor allem mit der Jugend. Während die die 5000 Meter als Staffel bewältigt, rollt Melanie allein und muss das Tempo der Jugendlichen halten. So gesehen 'ist Melanies Erfolg auch ein Erfolg unserer Jugend', sagt Kopp. Von dieser Form der Vorbereitung profitieren beide Seiten. Außerdem spielt sie noch Handball beim TSV Marktoberdorf.

    Von den Profi-Bedingungen, wie sie in den USA vorzufinden sind, ist Deutschland noch weit entfernt. Trotz des Booms sei Inline-Skaten als Sportart in Deutschland recht unbekannt, bedauert Kopp, stellvertretender Vorsitzender der Kommission Speed im deutschen Rollsport- und Inline-Verband. 'Wir brauchen eine bessere Öffentlichkeitsarbeit und mehr Professionalität im Verband.' Der wird nach wie vor von Ehrenamtlichen geleitet.

    Nicht zu unterschätzen sind die Kosten für die Aktiven. Melanie erhält als Mitglied des C-Kaders Sportförderung, der Verband zahlt einiges, den Löwenanteil der Kosten decken allerdings die Eltern. Mit rund 4000 Mark schlägt eine Saison zu Buche. In den USA reiche allein schon das Preisgeld zum Leben. 'Wenn ich damit viel verdienen könnte, wäre Inline-Skater ein schöner Beruf', kann sich die 17-Jährige einen Wechsel ins Profilager vorstellen. Ans Aufhören, wie einige in ihrem Alter, denkt sie überhaupt nicht: 'Dann wird\'s ja langweilig.'

    Zunächst will sie im nächsten Jahr die Wirtschaftsschule beenden und dann in den deutschen B- oder sogar A-Kader aufrücken. Die Konkurrenz ist jedoch groß. Bei Welt- und Europameisterschaften stehen den deutschen Frauen sechs Startplätze zu. Aus finanziellen Gründen werden nur vier genutzt ­ und für die gibt es acht Kandidatinnen.

    Melanies großes Ziel ist eine WM-Medaille. Ob es irgendwann zu einer Teilnahme an den Olympischen Spielen reicht, ist fraglich. 'Vielleicht sind wir 2006 im olympischen Vorprogramm', hofft Kopp. Bis zur Anerkennung können dann noch viele Jahre verstreichen.

    Für die Marktoberdorferin sind die nächsten Wettbewerbe erst einmal die wichtigsten: an diesem Wochenende der Halbmarathon in Dinkelscherben, am 4. und 5. August der Ostallgäuer Inline-Skate Event in Unterthingau, am 19. August der Bayern-Cup während der Allgäuer Festwoche in Kempten und schließlich Ende August die deutsche Meisterschaft. Dort will sie wieder auf jeder Strecke eine Medaille gewinnen ­ das wären sechs. Ein guter Ausstand als Juniorin.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden