Die Finanz- und Wirtschaftskrise schlägt sich bislang nicht in den Gästezahlen im Allgäu nieder. "Andere reden von einer Krise. Wir stehen außerordentlich gut da", sagte Alfons Zeller, Vorsitzender des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch Schwaben gestern bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes in Scheidegg (Westallgäu). Bis Ende August wurden im Verbandsgebiet über drei Prozent mehr Gäste gezählt als in den ersten acht Monaten 2008.
Angesichts der Finanzkrise hatten sich die Verantwortlichen vor einem Jahr noch Sorgen über die Entwicklung des Tourismus in der Region gemacht. Zumindest auf das Allgäu bezogen seien sie unberechtigt gewesen, wie Bernhard Joachim, Geschäftsführer des Verbandes, feststellte. Der Trend zum Urlaub vor der Haustür halte an. Bis einschließlich August lag die Zahl der Gäste im Allgäu bei stabilen Übernachtungszahlen um 4,4 Prozent über denen im Vorjahreszeitraum. Einbrüche befürchtet Joachim heuer nicht mehr: "Wir rechnen bis zum Jahresende mit guten Übernachtungen." Die Gesamtbilanz des Verbandes trüben nur die Zahlen in Bayerisch-Schwaben etwas: Dort steht bis Ende August ein leichtes Minus (0,3 Prozent) zu Buche. Bemerkbar mache sich hier ein Rückgang bei Geschäfts- und Kongressreisen, so Joachim.
Nächstes Jahr 2,4 Millionen Euro
Einen Grund für die insgesamt gute Entwicklung sieht Zeller im "konsequenten Destinationsmanagement", das der Verband und die Allgäu-Marketing GmbH betreiben. Für diesen Zweck will der Verband im nächsten Jahr so viel Geld in die Hand nehmen wie nie zuvor. Knapp 2,4 Millionen Euro werden es sein, mehr als doppelt so viel wie noch 2002. Möglich machen das neben höheren Beiträgen der Landkreise und kreisfreien Städte vor allem Zuschüsse von EU, Freisstaat und Bezirk, die sich im nächsten Jahr auf rund 900000 Euro summieren werden.
Damit wird unter anderem das Projekt Maps gefördert, eine interaktive Kartenlösung, die es Gästen ermöglicht, Wander- oder Radelrouten individuell zu planen und mit Sehenswürdigkeiten oder Übernachtungsmöglichkeiten zu verbunden.
Eine "Riesenchance" (Zeller) sieht der Verband in der Landesausstellung 2010 in Füssen und Augsburg. Sie steht unter dem Motto "Bayern - Italien". Das Nachbarland soll dabei "riech-, fühl- und lauschbar" sein, wie Dr. Rainhard Riepertinger vom "Haus der bayerischen Geschichte" schilderte. Der Verband erhofft sich von der Schau Impulse für den Kultur-Tourismus (die Landesausstellung 2009 in Würzburg sahen 365000 Besucher), zum anderen "versucht er seit Jahren, stärker in Italien Fuß zu fassen", so Zeller.
Ausbau zur Modellregion
Mittel- und langfristig positive Auswirkungen erwartet sich der Verband vom Ausbau des Allgäus zu einer Modellregion in Sachen Elektromobilität. Urlauber sollen schon im nächsten Jahr in größerem Umfang in Hotels E-Bikes (elektrogetriebene Räder) leihen können. "Der Gast gibt abends sein Rad ab und nimmt es am nächsten Morgen geladen wieder mit", erklärte Michael Lucke, Geschäftsführer des Allgäuer Überlandwerkes (AÜW), die Idee.