'Wenn die Kirche brennt, dann ist das unvorstellbar. In mir herrscht ein Chaos. Ich muss das erst einmal überschlafen.' Walds Bürgermeister Josef Ampßler rang nach Worten für ein Ereignis, das auch für eine 1100-Einwohner-Gemeinde unvorstellbar ist. Die Turmspitze und das Glockengestühl standen am Donnerstagabend in Flammen, immer wieder angefacht durch starken Wind. Gestern, am Tag danach, als das ganze Ausmaß des Feuers bei Tageslicht zu sehen ist, wussten alle Beteiligten: "Es hätte noch viel schlimmer kommen können", urteilte Kreisbrandrat Markus Barnsteiner.
Das wäre der Fall gewesen, wenn die brennende Kirchturmspitze eben nicht neben die Sakristei gestürzt wäre, sondern auf das Kirchenschiff oder auf eines der angrenzenden Gebäude, deren Bewohner samt Vieh vorsorglich evakuiert worden waren. Verletzt wurde niemand. Die Betroffenen fanden entweder bei Nachbarn Unterkunft oder wurden in der 'Waldhalla' durch den Betreuungsdienst des Roten Kreuzes aus Pfronten verpflegt, wie auch die Einsatzkräfte, die nach etlichen Stunden etwas Warmes zu essen und zu trinken brauchten.
Am Donnerstag um 17.30 Uhr war der Alarm für die Feuerwehren Wald, Leuterschach und Rückholz ausgelöst worden. Als die örtliche Feuerwehr jedoch Flammen sah, forderte sie umgehend Verstärkung an. Am Ende waren zehn Feuerwehren mit den Löscharbeiten beschäftigt, darunter auch Kräfte aus Seeg, Füssen und Pfronten.
Aufgrund der Gefahrensituation wurden weitere Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz und das Einsatzleitfahrzeug der DLRG gerufen. Die Polizei war mit 20 Beamten vor Ort. Über die Brandursache konnte sie zu diesem Zeitpunkt nichts sagen. Die sollen Ermittler des Landeskriminalamts ab Montag feststellen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es ein Blitzschlag, der den Kirchturm in Brand gesetzt hatte. Passanten berichteten unserer Zeitung davon, dass es möglicherweise zu einer Überspannung in der elektrischen Anlage gekommen sein soll.
Schwer zu bekämpfen
Durch die schmalen Schalllöcher im Glockenturm ließ sich das Feuer nur mit einem Wasserwerfer sowie von den beiden Drehleitern aus und selbst dann nur schwer bekämpfen, weil der Wind das Wasser verblies. Erst nachdem die Spitze gefallen und damit die Einsturzgefahr des Turms erheblich vermindert war, konnten die Fahrzeuge näher am Gebäude positioniert werden. Unmittelbar danach konnte mit dem Innenangriff begonnen werden. Feuerwehrleute verschafften sich über den Dachstuhl des Kirchenschiffs Zugang zum brennenden Treppenhaus des Turms und löschten dort. Damit war der Kamineffekt, dass also weiter warme Luft nach oben zieht und das Feuer anfacht, unterbunden. 'Der entscheidende Punkt', sagte Barnsteiner – zusätzlich begünstigte Schneefall die Löscharbeiten. Denn zwischendurch war die Wasserversorgung in Wald zusammengebrochen.
Um Mitternacht hieß es endlich: 'Feuer aus.' Nach und nach rückten die Wehren ab. Ampßler dankte ihnen herzlich: 'Es ist hervorragend, wie Sie Hand in Hand gearbeitet haben.' Nur die Walder blieben an der Kirche, hielten Brandwache und sahen als Erste, welchen Schaden das Feuer hinterlassen hat. Allein dieser Anblick schmerzt die Walder. 'Wenn die Kirche brennt, ist das unvorstellbar', so Ampßler.