Einst standen die Gönner der Sportart Eishockey in Memmingen auf Eisplatten im Freien, um sich beim SCM Spieler wie Robert Bailey, Dietmar Stanzel oder Peter Swirski anzuschauen. Unvorstellbar für jene, die sich zuletzt in der Eissporthalle auf ein warmes Kissen setzen, um den jungen Tim Tenschert oder den erfahrenen Reiner Vorderbrüggen zu beklatschen. Seit der Saison 1956/1957 wird in der Stadt Eishockey gespielt. Fünf Jahrzehnte, an die die Memminger Zeitung mit kleinen Geschichten in loser Folge erinnern möchte. Heute erscheint Teil 10: Eine Auswahl von EHC-Kontingentspielern.
Nachdem ihr Team in der Regionalliga angekommen war, freuten sich die Fans des EHC Memmingen auf eine Art Allgäu-Liga mit einem Höhepunkt - dem Spiel gegen den ESV Kaufbeuren. Der Aufsteiger EHC spielte eine relativ gute Rolle und liebäugelte lange Zeit sogar mit einem Platz in der Oberliga-Aufstiegsrunde. Als es immer enger wurde, reagierten die Verantwortlichen und reaktivierten das Memminger Eishockey-Idol Peter Lowden. Zusammen mit Joe Hayse sollte er die nötigen Tore erzielen. Letztlich blieb aber doch nur der undankbare siebte Tabellenplatz und die ungeliebte Abstiegsrunde.
Das Pesonalkarussel begann sich - für Memminger Verhältnisse ungewohnt schnell - zu drehen. Gleich vier Kontingentspieler liefen nun für die 'Wölfe' auf: Der tschechische Weltmeister und Olympiasieger Jaroslav Benak blieb als einziger aus der Vorsaison, neu dazu kamen in der Saison 2000/2001 Jiri Cihlar (von Dukla Jihlava) sowie zwei junge Kanadier namens Jamie Hogan und Aaron Lewis, die es aber nicht bis zum Saisonanfang schafften. Weil sie für zu leistungsschwach befunden wurden, wurden sie durch Chris Sandau und Sean Adamick ersetzt. Lowden spielte weiter, galt - weil er einen deutschen Pass hatte - aber nicht mehr als Ausländer.
Das muntere Stühlerücken ging in den Jahren weiter, und zwar tschechisch mit Roman Mejzlik, Dean Kostic und Vladimir Petrovka. 2001/2002 kamen zwei, die polarisierten wie zuvor wenige - Colin Anders und Mike Melas. Unvergessen bleiben Melas' Auftritte in den Play-Offs gegen Weiden, als er die Oberpfälzer beinahe im Alleingang bezwang. 35 Tore und 37 Vorlagen in 42 Spielen wies die Statistik am Ende auf. Womöglich hat der Angreifer einige Treffer nicht erzielt, weil er sich überdurchschnittlich oft zu Attacken hinreißen ließ, die ihm in jener Saison sage und schreibe 203 Strafminuten einbrachten.
Anders blieb, Melas ging, neu kam 2002 Mike Spadacini hinzu. Da war der lettische Nationalspieler Sergejs Boldavesko bereits da. Einer, der sich als 'launische Diva' entpuppte: Zunächst zelebrierte er die russisch-lettische Eishockey-Kunst und verzückte die Fans, im nächsten Spiel kam er über die Rolle des Mitläufers nicht hinaus. Der Schwede Marcus Abrahamsson verkörperte hingegen den klassischen, soliden skandinavischen Verteidiger. Peter Westerkamp, Derek Switzer und Paolo D’Ambrosi fielen hingegen eher in die Kategorie, die das Memminger Eishockey nicht sonderlich weiterbrachten.
Im Gegensatz zu Alexej 'Leos' Sulak, der als Trainer verpflichtet wurde. Auch er setzte auf die hohe tschechische Schule. Sulak kannte das Memminger Eishockey, immerhin hatte er bereits für den SC Memmingen gespielt. Mit Sulak spielte der EHC in der Regionalliga eine gute Rolle, doch die Oberliga war zu stark. Alle drei Spiele in den Playoffs gegen Hassfurt gingen verloren (3:7/1:5 und 4:5 n.P). Damit verpasste der EHC den Sprung nach oben - wie übrigens alle anderen Regionalligisten auch. In der folgenden Spielzeit wurde der Etat verringert, die Kasse wies aber weiter ein beträchtliches Minus aus.
Die Wölfe spielten gutes Eishockey, doch Anspruch und Realitätsdenken im Verein klafften zunehmend auseinander. Der Druck auf Verantwortliche und Team wurde immer stärker, letztlich konnten die (teuren) und teilweise überhastet verpflichteten Akteure den Erfolg nicht erzwingen. (rad)