Biberwier/Reutte/Kempten (mun). - Das von Polizei und Gendarmerie befürchtete Verkehrschaos im südlichen Ostallgäu und im Tiroler Außerfern ist gestern aus geblieben. Der Fernpass war zwar wegen der zuvor angekündigten Protest-Kundgebung zwischen 12 und 18 Uhr bei Biberwier total gesperrt, doch hatten offensichtlich viele Autofahrer angesichts der österreichweiten Aktion auf Fahrten über die Alpen verzichtet. An der Protestkundgebung gegen einen unbeschränkten Lkw-Transit beteiligten sich am Fernpass rund 400 Außerferner. 'Unser Lebens- und Wirtschaftsraum ist akut bedroht', erklärte Fritz Mitterbauer von der Aktionsgemeinschaft 'Alpentransit Außerfern' (ATA). Der Verein mit rund 150 Mitgliedern wehrt sich nicht nur gegen die generelle Zunahme des alpenquerenden Lkw-Verkehrs, sondern auch gegen einen Ausbau des Fernpasses zur Transitroute. Derzeit dürfen Lkw mit mehr als 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht über den Fernpass fahren, wenn sie beispielsweise aus dem Großraum Bodensee-Ulm-Allgäu/Schwaben kommen oder dort hin wollen (Ziel- und Quellverkehr). Diese Bestimmungen würden viel zu wenig kontrolliert, kritisiert die Aktionsgemeinschaft.
Täglich über 1200 Lkw Laut Zählstelle am Fernsteinsee hat der Lkw-Verkehr über den Fernpass allein zwischen 1999 (mit Eröffnung des Grenztunnels) und 2000 um zehn Prozent zugenommen. Laut ATA fahren inzwischen pro Tag 1213 Lkw über den Pass und durch das Reuttener Talbecken - davon 636 Schwerlastfahrzeuge. Die Route Ulm-Außerfern-Brenner ist bei vielen Brummi-Fahrern so beliebt, weil sie 80 Kilometer kürzer ist als die Autobahnroute über München und das Inntal. Mit der endgültigen Fertigstellung der A7 auf deutscher Seite sowie der Osterweiterung der Europäischen Union befürchten die Außerferner noch weit mehr Verkehr. Zur gestrigen Kundgebung kamen nach schleppendem Beginn schließlich doch noch rund 400 Bürger aus den Außerferner Gemeinden. Dort, wo sonst der Transitverkehr über den Pass rollt oder sich kilometerlang staut, hatte der Verein ATA Biertische aufgestellt, die 'Mütter gegen den Transit' verkauften selbst gebackenen Kuchen und heiße Würste. Kinder amüsierten sich in einer mitten auf der Straße aufgestellten Hüpfburg oder hatten Spaß am Streichelzoo. Dass das erwartete Verkehrschaos gestern völlig ausblieb, führten Sprecher von Kemptener Polizeidirektion und Gendarmerie in Reutte /Tirol auf die gute Informationsarbeit im Vorfeld der Transitblockade zurück. So hatte die Polizei beispielsweise schon Tage vor der Aktion an der A7 am Kreuz Memmingen und am Autobahn-Dreieck Allgäu südlich von Kempten große Hinweistafeln aufstellen lassen. Darauf wurde den Kraftfahrern die Umfahrung des Fernpasses über Lindau-Bregenz-Arlberg empfohlen. Während Pkw wegen der gestrigen Blockade über Garmisch und den Zirler Berg in Richtung Innsbruck umgeleitet wurden, hielten die Gendarmen schwere Lkw bereits auf Höhe der Ortsumfahrung Reutte an. Allerdings waren es nur wenige Fahrzeuge, auch die meisten Brummis hatten offensichtlich das Außerfern weiträumig umfahren. Dennoch zeigten sich die Organisatoren mit der Kundgebung zufrieden. Sie kündigten weitere Blockaden an.