Der Sommer 2022: Bisher dürfte man wettermäßig mit ihm zufrieden sein. Gefühlt hatte es schon im Juni so viele heiße Tage, wie schon seit Jahren nicht mehr im ganzen Sommer. Das hat allerdings auch Nachteile. Schon seit Jahren schwindet das Grundwasser - ganz schlecht für die Pflanzen, die Landwirtschaft, die Umwelt. Trockenperioden wie diese verschlimmern die Situation. Wie ist die Situation im Allgäu? all-in.de hat nachgefragt bei Karl Schindele, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Kempten.
Herr Schindele, wie ist die Lage im Allgäu bezüglich der Trockenheit?
Schindele:Wir haben jetzt keine dramatische Situation, aber wir haben immer noch niedrige Grundwasserstände. Unmittelbar haben wir keine Probleme in der Wasserversorgung, aber wir sind natürlich gespannt, wie das Jahr noch weitergeht, wie viel es noch regnet, und wenn es weiter so trocken bleibt, kann es noch problematischer werden.
In Brandenburg zum Beispiel ist seit ein paar Tagen Gießen mit Grundwasser nur noch in der Nacht erlaubt. Drohen solche Maßnahmen bei uns im Allgäu auch?
Schindele:Also jetzt noch nicht, jetzt haben die Gemeinden noch genügend Wasser in ihren Brunnen, aber wenn es den ganzen Sommer trocken wird, dann kann es kritisch werden, weil wir zur Zeit auf einem relativ niedrigen Stand sind.
Worin genau besteht dann das Problem, wenn der Grundwasserspiegel sinkt?
Schindele: Im Jahr 2018 zum Beispiel haben wir in einigen Gemeinden schon Probleme gehabt in der Wasserversorgung, dass also auch Quellen ausfallen können oder Brunnen, die nicht allzu tief gehen, da haben wir dann größere Probleme. Oder auch im Wald, wenn es da zu lange trocken ist, hat die Vegetation auch größere Probleme.
A propos 2018, man spricht ja in ganz Bayern schon seit Jahren davon, dass das Grundwasser zu niedrig ist, wie hat sich die Lage in den letzten Jahren im Allgäu entwickelt?
Schindele:Dazu hat unser Geologe gerade letzte Woche eine gute Auswertung gemacht. Da zeigt sich, dass wir seit dem Jahr 2000, also die letzten gut 20 Jahre, insgesamt beim Grundwasser ein Defizit von etwa 10 bis 15 Prozent haben. Wir haben immer wieder trockene Jahre gehabt, und das gehäuft, in den letzten 20 Jahren. Es regnet zu wenig.
Wie ist momentan die Wasserqualität in den Allgäuer Seen und Flüssen?
Schindele:Die ist sehr gut. Da haben wir gottseidank keine Probleme, da ist in den 80er-, 90er- und den 2000-er-Jahren sehr viel gemacht worden in den Kläranlagen, sodass wir auch in den Bächen und Flüssen in der Regel kein Qualitätsproblem mehr haben, sondern das Problem sind die Klimaveränderungen, dass es einfach zu wenig regnet.
Also würden Sie auch sagen, dass das Ganze auf den Klimawandel zurückzuführen ist?
Schindele:Alles deutet darauf hin, schon die letzten 20 Jahre. Das sind keine Ausreißer mehr, sondern irgendwas tut sich. Und da ist zu vermuten, dass das vom Klimawandel kommt.
Wie sieht es beim Trinkwasser aus, da gibt es momentan aber kein Versorgungsproblem, oder?
Schindele:Nein, wir sind im Allgäu sehr gut aufgestellt, es ist ja eigentlich eine relativ "nasse" Gegend, im Vergleich mit Unterfranken zum Beispiel, die haben sehr viel weniger Niederschlag. Wir haben vier- bis fünfmal so viel Niederschlag wie in Unterfranken. Aber trotzdem ist es so, dass es einfach zurückgeht. Die Qualität des geförderten Wasser ist sehr gut bei uns. Und die Menge ist zur Zeit schon noch ausreichend.