Die Geschichte des Sports umfasst viele verschiedene Epochen und Völker. Die Art und Weise der Bewegung richtet sich seit jeher nach den Bedürfnissen der jeweiligen Gesellschaftsordnung und den Lebensumständen.
Von der Antike bis zur modernen Welt hat diese Entwicklung viele Stationen durchlaufen – unter anderem die Entstehung der ersten Turnvereine oder auch die Wiederbelebung der Olympischen Spiele Ende des 19. Jahrhunderts. Als Urvater des Turnens gilt Friedrich Ludwig Jahn. Er griff zu Lebzeiten (1778 bis 1852) das Bildungsziel der Aufklärung auf und entwickelte die Gymnastik weiter. Unter Jahn war diese plötzlich nicht mehr auf das Geräteturnen beschränkt, sondern umfasste vielmehr auch Laufen, Springen, Werfen, Klettern, Schwimmen, Ringen, Spielen und Wandern.
1811 eröffnete Jahn in Berlin den ersten öffentlichen Turnplatz, wenig später gründeten sich die ersten Turnvereine, auch in Kaufbeuren. 1858 zum Beispiel wurde der hiesige Turnverein gegründet. Ganz nach der Ideologie Jahns: Frisch ans Werk, fromm im Glauben an die Gemeinnützigkeit und Wertbeständigkeit des Schaffens, fröhlich untereinander sowie frei und offen in allem Handeln. Oder kurz gesagt: Frisch, fromm, fröhlich, frei.
Inzwischen gehören dem Verein über 2 000 Mitglieder an, mehr als die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche, die sich in zwölf verschiedenen Abteilungen austoben können – von Aikido bis Volleyball. Damit ist der TVK nach dem Alpenverein der zweitgrößte Verein der Stadt und aus dem gesellschaftlichen Leben kaum mehr wegzudenken.
Erste Sportvereine im heutigen Sinne, also als Anbieter diverser Sportarten, entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts. Einer der ersten war der Hamburger Ruder-Club im Jahr 1836. Zu den Sportvereinen mit der längsten Tradition in und um Kaufbeuren gehört die SpVgg Kaufbeuren. Fußballbegeisterte Männer waren es, alles Mitglieder des TV Kaufbeuren, die im Jahr 1909 die Idee entwickelten, eine Fußballabteilung zu gründen, 1920 schließlich wurde aus der Abteilung ein eigener Verein. Damals eine sehr mutige Entscheidung. Die Zeiten der Weltkriege machten es schwer, regelmäßig Fußball zu spielen. Viel Aufbauarbeit, viel Energie, Organisationstalent und herausragende Kameradschaft waren notwendig.
Die erste Riesenkulisse gab es – wie sollte es anders sein – gegen den FC Bayern München. Trotz des Krieges fand 1941 ein Pokalspiel statt, zu dem über 2 000 Zuschauer kamen. Ab 1944 war kein geregelter Spielbetrieb mehr möglich. Erst am 7. Januar 1946 ging es mit einem Freundschaftsspiel gegen den FC Pasing weiter. Zwei Jahrzehnte später folgte die bislang erfolgreichste Zeit: Die SVK spielte sogar eine Zeit lang in der Bayernliga. Und das teilweise vor bis zu 3 000 Zuschauern. Aus den Reihen des Vereins gingen zudem bekannte Spieler hervor. Unter anderem Franz Bulle Roth, der später lange für den FC Bayern München spielte. Heutzutage verirren sich zu den Heimspielen des Landesliga-Teams kaum mehr 200 Zuschauer ins Parkstadion. Die Zeiten ändern sich eben.
Große Erfolge im Fußball feierte auch der BSK Olympia Neugablonz. Auf den Spuren des erfolgreichen Heimatvereins in Gablonz an der Neiße wurde der Verein im Oktober 1950 gegründet, von 1974 bis 1981 spielte der BSK sogar in der Bayernliga. Vier Mal wurden die Kicker schwäbischer Pokalsieger und spielten in den Hauptrunden des DFB-Pokals sogar gegen Bayern München, TSV 1860 München und Eintracht Frankfurt.
Eine feste Institution in der Stadt ist der ESV Kaufbeuren. Schon alleine wegen der großen Erfolge. Der Eissportverein hat mit den Erfolgen der Eishockeycracks den Namen der Stadt weit über die Grenzen des Allgäus hinaus bekannt gemacht. Die ganz große Zeit des Vereins begann Ende der 1970er Jahre. Die Wertachstädter wollten aufsteigen und sich auf lange Jahre in der Bundesliga etablieren. Beides gelang. Dieter Hegen, dessen Stern in der Spielzeit 1979/80 aufging, erzielte in seiner Debütsaison als 17-Jähriger 60 Tore. Als Siebter erreichte Kaufbeuren die erstmals ausgespielten Play-Offs. Zwar unterlag das Team dort der Düsseldorfer EG, dennoch war die gesamte Wertachstadt im Eishockeyrausch, der in den nächsten Jahren in bis dato ungeahnte Dimensionen wuchs.
Nach zwei sechsten Plätzen folgte 1983/84 das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte. Im Halbfinale um die Meisterschaft trafen die Kaufbeurer in einer denkwürdigen Serie auf den großen Rivalen aus Landshut. Nachdem der EVL auswärts mit 7:2 in die Knie gezwungen wurde, kochte die Eishalle am Berliner Platz nach dem 5:1-Heimerfolg beinahe über. Der ESVK, der Verein aus der damals kleinsten deutschen Bundesligastadt, stand mit einem Bein im Finale. Nur ein Sieg fehlte noch. Was folgte, erregt die Zeitzeugen von damals noch heute.
Beim Warmlaufen nahmen die Landshuter Auhuber und Englbrecht die beiden ESVK-Stars Vladimir Martinec und Bohuslav Stastny aus dem Spiel, verletzten diese so schwer, dass sie nicht mehr ins Geschehen eingreifen konnten. Landshut gewann die Partie mit 10:2 und leitete die Wende ein. Das vierte Spiel entschied der EVL mit 8:2 für sich. Nach einer 0:3 Pleite im fünften Spiel schieden die Kaufbeurer aus. In der Spielzeit 1984/85 kam es wieder zu einer Play-Off-Serie zwischen den beiden Rivalen.
Diesmal schaltete der ESVK die Niederbayern aus, doch im Halbfinale war gegen den späteren Meister Rosenheim nichts zu holen. Ein ganz besonderer Tag war der 7. November 1986. Der Tabellenführer aus Kaufbeuren empfing den Zweitplazierten aus Mannheim. Gut und gerne 15 000 Karten hätten verkauft werden können. Und wie in einem Eishockey-Märchen entschied der ESVK die packende Partie für sich. In dieser Spielzeit redeten die Kaufbeurer offen vom Gewinn der deutschen Meisterschaft. Erreicht haben sie diese freilich nicht. Ausgerechnet gegen Mannheim musste man in den Play-offs die Segel streichen.
Wenn man die erfolgreichen Vereine in und um Kaufbeuren aufzählt, darf einer nicht fehlen: der TSV Westendorf. 1969 als Turn- und Sportverein gegründet, zählt der Ostallgäuer Verein heute zu den erfolgreichsten Ringerklubs in ganz Deutschland. Nach anfänglichem Schattendasein wurde der Ringsport 1975 ausgerechnet durch das Gautrachtenfest in der Region populär. Denn vor 1000 Zuschauern veranstalteten die Westendorfer damals einen Kampf im Bierzelt. Fortan machte der TSV vor allem als erfolgreiche Nachwuchsschmiede von sich reden – mit einer Vielzahl schwäbischer, bayerischer und deutscher Meistertitel.
Aber nicht nur der Vereinssport in der Umgebung hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten große Erfolge hervorgebracht. Auch Einzelsportler haben für Furore gesorgt. Zum Beispiel Michaela Ustorf. Sie trat als 15-Jährige bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul 1988 als Geräteturnerin an. 20 Jahre später gehörte mit Almir Velagic erneut ein Sportler aus Kaufbeuren zur deutschen Olympiamannschaft. Als Elfjähriger kam der gebürtige Bosnier nach Kaufbeuren, 1992 begann er beim AC Kaufbeuren mit dem Gewichtheben und inzwischen wurde er drei Mal deutscher Meister. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking landete er im Zweikampf aus Reißen und Stoßen auf dem achten Rang. Vier Jahre später in London stellte er in der gleichen Disziplin mit 426 Kilo (192 Kilo im Reißen und 234 Kilo im Stoßen) seinen noch immer bestehenden persönlichen Rekord auf – und wurde abermals Achter.
Wie Velagic beim Athletik-Club machte Lenka Dürr ihre ersten Schritte bei den Volleyballerinnen des TV Kaufbeuren. Über den SV Mauerstetten eroberte sie die große Volleyball-Welt. 2009 sahnte sie als 19-Jährige richtig ab: Sie wurde Juniorinnen-Weltmeisterin, erreichte mit Vilsbiburg das Finalturnier des Europapokals, wurde mit der deutschen Nationalmannschaft Vierter bei der Europameisterschaft und schon in jungen Jahren zur Libera des Jahres gewählt. 2013 verließ Dürr die Roten Raben Vilsbiburg und wechselte in die aserbaidschanische Superliga zu Igtisadchi Baku.
Das alles sind nur einige Beispiele der unzähligen Geschichten, die der Sport schreibt. Aufstiege und Abstiege, Tränen der Trauer und Tränen des Triumphs. Kaufbeuren kann sich seit vielen Jahrzehnten als Sportstadt wahrlich sehen lassen.