FC Memmingen imponiert beim 2:1-Heimsieg über den Favoriten Quelle Fürth. Von unserem Redaktionsmitglied Michael Denkinger Memmingen Selbst Trainer Reiner Maurer war nach dem Schlusspfiff über den 2:1-Sieg des FC Memmingen in der Fußball-Bayernliga über Quelle Fürth überrascht: 'Nein, mit einem Sieg habe ich nicht gerechnet.' Überrascht dürfte der Übungsleiter weniger über den Erfolg gegen den Titelanwärter aus Franken gewesen sein, denn über die Art und Weise, wie er zustande gekommen war.
Fans reiben sich die Augen
Das ließ sich schon allein daran erkennen, dass sich die FCM-Anhänger bereits in den Anfangsminuten die Augen gerieben hatten. Nicht, weil ihnen bei der Hitze der Schweiß von der Stirn in die Augen gelaufen war, sondern wegen des engagierten Auftretens ihrer Mannschaft. Die machte von Beginn an klar, dass sie nicht gewillt war, die drei Punkte dem Gast zu überlassen. Selbst als der Fürther Mittelstürmer Gerd Klaus nach einem indirekten Freistoß den Ball an die Latte geknallt hatte, rollte dieser anschließend wieder in erster Linie in Richtung Fürther Gehäuses. Zum Dreh- und Angelpunkt der Maustädter wurde dabei Mittelfeldspieler Alexander Späth.
Beinahe wie programmiert erreichte eines der Zuspiele von Späth in der 16. Minute Christian Gmünder. Und der machte das, was sein Trainer zuvor von ihm verlangt hatte: flanken. Gmünders Flankenball landete auf dem Kopf von Kapitän Ronny Herold, von dort vor den Füßen von Christian Braun und der hämmerte ihn zum 1:0 in die Maschen. Und weil es allen anscheinend so gut gefallen hatte, eine Minute später das gleiche Bild noch einmal: Flanke Gmünder, Kopfball Herold. Wäre Braun einen Tick schneller gewesen, er hätte dem Gast bereits den Nachmittag versaut, bevor er richtig angefangen hatte.
Dass es im Bodenseestadion unterhaltsam blieb, dafür sorgte in den Minuten danach vor allem Schiedsrichter Robert Pimpl. Einen Querschläger in der Memminger Hintermannschaft wertete der Unparteiische nämlich als absichtliche Rückgabe und entschied auf indirekten Freistoß für Fürth unmittelbar am Fünfmeterraum der Gastgeber. Die protestierten erst heftig und holten Sekunden später angesäuert den Ball aus dem Netz. Gerd Klaus hatte die Chance genutzt und zum 1:1 getroffen. Nach einem rüden Foul an Memmingens Gerd Hebel geriet das Geschehen auf dem Rasen dann gar vollends zur Nebensache: Oliver Fuchs hatte den FCM-Stürmer an der Mittellinie mit gestrecktem Bein regelrecht 'umgepflügt', von Pimpl jedoch nur die Gelbe Karte erhalten. Eindeutig die falsche Farbe, wie ein Großteil der Memminger Anhänger befand und Pimpl deshalb wüst beschimpften. Während Hebel weiterspielte, humpelte wenig später Libero Markus Kramer vom Feld.
Spielszenen, die sich nach dem Seitenwechsel wiederholen sollten, nachdem sich 25 Minuten lang zunächst wenig getan hatte: Dann war es Memmingens Kapitän Herold, der vom Platz humpelte und der für ihn eingewechselte Ante Zuzul das Publikum ungewollt gegen Schiedsrichter Pimpl aufbrachte. Zuzul hatte nach einem langen Ball versucht, den Körper gegen seinen Gegner einzusetzen, war vom Schiedsrichter jedoch zurückgepfiffen worden. Ein Pfiff, der die Tribüne im Stadion in Sekundenbruchteilen nun vollends zum Tollhaus werden ließ. Selbst Memmingens Trainer Maurer konnte sich da nicht mehr zurückhalten, hüpfte wie einst Rumpelstilzchen am Spielfeldrand auf und ab.
Hebel im zweiten Versuch
An der Seitenlinie sollte Maurer bis zum Schlusspfiff stehen bleiben. Nicht wegen Pimpl, sondern wegen der Schlussoffensive seiner Mannschaft. Innerhalb weniger Minuten hatte sie die Möglichkeit, das Spiel für sich zu entscheiden. Zunächst jedoch ohne Fortune. Erst scheiterte Hebel freistehend vor Torhüter Joachim Müller, dann trat Zuzul etwa fünf Meter vor dem gegnerischen Tor über den Ball, nachdem Hebel diesen an den Querbalken geballert hatte. Beim dritten Anlauf sollte es dann klappen. Per Kopf versenkte Hebel eine Flanke von Gmünder zum 2:1-Siegtreffer im Netz. Ein Tor, von dem sich der Fürther Coach Dieter Lieberwirth trotz einiger Versuche seiner Mannschaft, dem Spielverlauf noch die entscheidende Wende zu geben, bis zur Pressekonferenz nicht mehr erholte. 'Ich bin stinksauer und maßlos enttäuscht.'