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Tradition: Wie ein Schreiner aus Hinterstein Karfreitags-Ratschen baut

Religiöses Brauchtum

Tradition: Wie ein Schreiner aus Hinterstein Karfreitags-Ratschen baut

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    Tradition: Wie ein Schreiner aus Hinterstein Karfreitags-Ratschen baut
    Tradition: Wie ein Schreiner aus Hinterstein Karfreitags-Ratschen baut Foto: Larissa Pucher

    Hermann-Josef Schratz (46) aus dem Oberallgäuer Hinterstein baut Rätscha. So heißen die Ratschen oder Klappern in der Gegend, in der der Schreiner und Landwirt aufgewachsen ist und lebt. Sein Auftrag: Dafür sorgen, dass die Buaba (und mittlerweile auch Fehla) am Karfreitag an die Gottesdienste und Gebete erinnern können.

    Kurz vor Ostern, während der Grabesruhe von Jesus, ruhen auch die Glocken. In katholischen Gegenden ziehen daher Kinder (oft Ministranten) durch die Ortschaften und rufen mit ihren Ratschen die Menschen auf, den Gottesdienst zu besuchen oder bestimmte Gebete zu sprechen. Sie ersetzen so die Kirchenglocken.

    In vielen Allgäuer Familien wird die Ratsche von Generation zu Generation weitervererbt. Was aber, wenn eine Ratsche kaputt geht oder wenn mehrere Kinder auf einmal Ratschen wollen? Dann braucht es eine neue. Es gibt nur noch ganz wenige Ratschenbauer im Allgäu. Einer von ihnen ist Hermann-Josef Schratz.

    In seiner Werkstatt mit Bergblick versorgt er nebenbei die Kinder mit Ratschen. "Die Buben aus der Nachbarschaft haben welche gebraucht, dann habe ich halt angefangen, welche zu bauen. Schließlich muss man die Tradition unterstützen", sagt er. Natürlich gibt es bei den Ratschen lokale Unterschiede. Wenige Kilometer weiter in Hindelang sieht die Ratsche schon wieder etwas anders aus, dort hat man eher Ratschen zum Drehen, in Hinterstein dagegen zum Schlagen.

    Ursprünglich gab es in Hinterstein den "Ui-Klicklar", also die Ratsche mit einem Schlägel. Später kamen dann Zweier- und Dreier-Ratschen dazu. Je dicker das Klangbrett, desto tiefer der Ton. Der Bau einer solchen Ratsche beginnt bereits bei der Auswahl des Holzes. Das Hartholz Esche eignet sich Schratz' Erfahrung nach am besten. Laut und dabei widerstandsfähig, sodass die Ratsche die acht oder neun Jahre, die ein Schulbub zum Ratschen geht, leicht aushält. "Wenn man normal damit umgeht und der Wurm nicht einzieht, passiert überhaupt nichts."

    Kreissäge, Hobelmaschine, Schleifmaschine, Bandsäge. Eher weniger traditionelle Werkzeug, die der Schreiner zur Herstellung verwendet. Dafür ist aber eine Ratsche heutzutage relativ schnell fertig: "Eineinhalb Stunden brauche ich, bis so eine Rätsche ordentlich beinand ist."

    Wie der Schreiner seine original Hintersteiner Ratschen Schritt für Schritt herstellt, erfahren Sie im Video. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, die Anleitung von Schratz zu verstehen, können Sie sich das Video auch mit Untertiteln ansehen. Klicken Sie dazu einfach auf das Symbol "CC" rechts neben der Timeline des Videos.

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