Kaufbeuren (bbm). - Sie wurde vor 20 Jahren mit dem Ziel gegründet, Menschen zu unterstützen, die sonst auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance gehabt hätten. Seither ist die Kaufbeurer Torhaus-Werkstatt eine entscheidende Anlaufstelle für Langzeitarbeitslose und schwer vermittelbare Menschen aus Stadt und Landkreis. Viele von ihnen haben durch Arbeitstraining und ABM-Maßnahmen den Wiedereinstieg ins Berufsleben geschafft. Zur Feierstunde im Kaufbeurer Kunsthaus trafen sich gestern Verantwortliche und Mitarbeiter der gemeinnützigen Einrichtung, die unter der Trägerschaft des Bewährungshilfevereins steht, mit den Wegbegleitern aus der Kommunalpolitik und von den Arbeitsämtern - sowie Vertretern der Behörden, Vereine, Kirchen und Justiz. Zitat Mittelpunkt unseres Bemühens sind die Menschen.} Winfried Gehensel, Geschäftsführer der gemeinnützigen Torhaus-Werkstatt Gmb H Das damals wie heute entscheidende Kriterium brachte Geschäftsführer Winfried Gehensel zum Auftakt der Veranstaltung, bei der auch die derzeitigen Teilnehmer der beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen dabei waren, auf den Punkt: 'Mittelpunkt unseres Bemühens sind die Menschen.' Diese werden vom Team der Torhaus Werkstatt sowohl fachlich als auch persönlich intensiv gefördert. Die neu gewonnenen oder wieder entdeckten Kompetenzen in den Bereichen Malerei und Holzverarbeitung sowie bei Umzügen und Renovierungen kommen auch der Allgemeinheit zugute, beispielsweise bei Einsätzen in Kindergärten und Altenheimen. Seit Januar diesen Jahres bietet die Torhaus-Werkstatt zudem die Möglichkeit, über spezielle Qualifizierungsbausteine ein Zertifikat der Handwerkskammer zu erwerben.
Auf das breitgefächerte Angebot verwiesen auch Dr. Gert-Peter Strunk, der Leiter des Sozialreferats der Stadt Kaufbeuren, und die Landtagsabgeordnete und stellvertretende Landrätin Angelika Schorer. Sie sprach von einer 'einzigartigen Einrichtung' und überreichte ebenso wie Franz Endhardt, Sparkassen-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Stiftung Kunsthaus, einen Scheck. Ein persönliches Resümee zur Torhaus-Werkstatt zog Gerhard Funke, Chef der Kaufbeurer Agentur für Arbeit und einer der Gründungsväter der Einrichtung: Die Torhaus-Werkstatt, um deren Finanzierung immer wieder gerungen werden musste - zuletzt im vergangen Jahr - sei 'eines meiner Lieblingskinder.' Es habe sich um ein Pilotprojekt gehandelt und sei auch eines geblieben: Andere Versuche, ähnliches anderswo auf die Füße zu stellen, seien gescheitert. Nach den Grußworten von Bewährungshelfer Manfred Gall als Vertreter des Trägervereins erinnerte Gehensel an die Anfänge der Torhaus-Werkstatt, deren Name von ihrem ersten Domizil stammt, dem Pförtnerhaus der Firma Olympia. Die Initiative kam damals vom Bewährungshelfer Rainer Ebert, der für seine Probanden Arbeitsmöglichkeiten suchte. Zusammen mit Arbeitsamtsdirektor Gerhard Funke und dem damaligen Werkstattleiter Helmut Köchy wurde das Projekt realisiert. Im AZ-Gespräch verwies Ebert insbesondere auch auf die Unterstützung durch den kürzlich verstorbenen Kaufbeurer Bürgermeister Hans Espermüller: 'Der hat uns zugetraut, dass wir das schaffen.' Die Torhaus-Werkstatt schaffte dann nicht nur die Anfangsjahre und zwei Umzüge, sondern engagierte sich im Laufe der Jahre auch für eine zunächst neue und schließlich immer größer werdende Zielgruppe: Auf Menschen, die aus verschiedensten Gründen Probleme haben, den Anschluss an das Arbeitsleben finden. Dieser Personenkreis werde in Folge von Hartz IV wohl noch größer werden und damit auch die Herausforderungen an die Torhaus-Werkstatt, meinte Gerhard Funke. So sieht es auch Winfried Gehensel, der mit seinem Team für die Zukunft insbesondere die Qualifizierungsmaßnahmen weiter vorantreiben und die Einrichtung mit der Gründung eines Fördervereins 'auf noch mehr Beine stellen' will.