Anton Köcheler erzählt, wie 1949 bei Oberstdorf Das goldene Edelweiß gedreht wurde Von Lisa Gschwender Oberstdorf Ein halbes Jahrhundert lang war er verschollen, der 1949 in Oberstdorf gedrehte Film Das goldene Edelweiß. Anton Köcheler, der damals bei den Filmaufnahmen dabei war, hat ihn nun wiedergefunden. Wieviel kleine und große Schwierigkeiten damals überwunden werden mussten, bis der Heimatfilm im Kasten war, erzählte Köcheler nun bei einer Vorführung im Oberstdorfer Kino Arena. Zu seiner Beteiligung an dem Film kam Anton Köcheler eher durch Zufall. Regisseur Paul Pfeiffer engagierte ihn, um eine Bühne wieder aufzubauen, die er für eine Hochzeitsszene in Gerstruben brauchte. Die erste Bühne an der steilen Wiese war zusammengebrochen, weil ein Pferd auf das schon fertige Holzgerüst gestiegen war. Auf dem Waldfest dann hat ihn die Filmgesellschaft entdeckt und begafft wie ein Stück Vieh, erzählt Köcheler. Sie haben einen gesucht, der vielseitig ist. Denn Köchelers Aufgabe bestand nicht nur im Bühnenbau wegen seiner verblüffenden Ähnlichkeit mit Hauptdarsteller Till Kiewe sollte er auch gleich das Double für den Schauspieler mimen. Kiewe nämlich fürchtete die Berge ein denkbar ungünstiger Zustand für den Dreh eines Heimatfilms im Oberallgäu. Viele Tricks vonnöten Doch trotz Doubles waren viele Tricks nötig, um der Geschichte um den jungen Burschen Thomas, der seiner Liebsten vom höchsten Gipfel der Region zum Zeichen seiner Zuneigung das legendäre Goldene Edelweiß holen will, den nötigen spektakulären Anstrich zu verleihen. Till Kiewe ist nämlich ohne Seil nirgendswo hin, erinnert sich Köcheler. So holte das Team mit Genehmigung des Landratsamtes von der Höfats ein Edelweiß und pflanzte es an sicherer Stelle, am Hölltobelweg, wieder ein. Mit vier Bergführern und Kletterseilen gesichert erklomm Kiewe alias Thomas dann den Steilhang und pflückte schlussendlich die Blume auf einer Bierkiste stehend statt am Abgrund baumelnd.
Nicht nur die schroffen Felsen machten dem Filmteam beim Dreh zu schaffen, auch das Allgäuer Wetter bot nicht immer ideale Voraussetzungen. Wurde beispielsweise Sonne benötigt, war es zu dunkel. Also ließ Paul Pfeiffer eigens von Berlin ein Lichtaggregat holen, das dann in Gerstruben für die richtigen Verhältnisse sorgen sollte. Bis allerdings das, laut Köcheler, mehrere Tonnen schwere Riesengerät dort ankam, war es im wahrsten Sinne des Wortes ein langer Weg. Denn beim ersten Versuch machte sich das Aggregat nach etwa einem Drittel der Strecke selbstständig und flog mit bis zu fünf Meter hohen Sätzen ins Tal zurück, wo es dann schlussendlich auf einer Viehweide liegen blieb. Die zweite Lichtmaschine zog dann ein Zirkustraktor in das kleine Bergdorf. Wagemutige Tour Was die gedreht haben, hätte zehn Filme gegeben, erzählt Anton Köcheler heute. Allein für die Szene, an der Köcheler als Thomas, auf seiner wagemutigen Tour abgestürzt, nun an einem Seil hängend auf Rettung wartet, hat damals drei bis vier Stunden gedauert. Wahnsinnig anstrengend sei das gewesen, erinnert sich der Oberstdorfer, mit der Zeit seien ihm die Beine ganz taub geworden. Franz Schäffler, der im Film den Bräutigam spielt, musste eine Reitszene solange wiederholen, dass er abends nicht mehr sitzen konnte. Im Oberstdorfer Kino sah man von diesen Strapazen nichts mehr - Kameramann Sepp Kirzeder hat die einzelnen Sequenzen zwischen Höfats, Gaisalpsee, Gerstruben und Christlessee zu einer runden Geschichte zusammengeschnitten. Zwar hat Das goldene Edelweiß mit hiesigem Brauchtum - zumal alle Dialoge auf oberbayerisch synchronisiert wurden herzlich wenig zu tun, gerade für Einheimische stellt dieses Märchen aber ein humorvolles Erlebnis dar. Wegen des großen Interesses sind für den Film aus den vierziger Jahren gleich drei neue Termine anberaumt worden: am Mittwoch, 8. August, um 17 Uhr und um 20 Uhr und am Mittwoch, 26. September um 20 Uhr, können sich Besucher noch einmal Das goldene Edelweiss im Arena anschauen.