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Tiroler und Vorarlberger plündern das Allgäu

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Tiroler und Vorarlberger plündern das Allgäu

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    Vor 200 Jahren stand das Allgäu im Zentrum des Aufstandes Vorarlberger und Tiroler Bauern gegen die Bayerische Verwaltung und die französische Besatzungsmacht. Zwischen April und Juli 1809 kam es zwischen Füssen, Kaufbeuren, Memmingen, Sonthofen und Wangen zu zahlreichen Gefechten und Plünderungen. Den Höhepunkt markierte eine Schlacht südlich von Kempten. 3000 Vorarlberger unter Führung von Anton Schneider wollten im Juli Kempten im Sturm nehmen, doch die Pläne wurden verraten, und der Angriff wurde blutig niedergeschlagen.

    Bayern stand damals auf der Seite der Franzosen. Nach dem Sieg Napoleons über Österreich bei der Schlacht von Austerlitz 1805 waren Tirol und Vorarlberg dem verbündeten Bayern zugeschlagen worden. Es folgten "rohe Willkür und Habsucht" der Bayerischen Staatsdiener, urteilte einst Heimatforscher Josef Rottenkolber. Die Schul- und Kirchenpolitik aus München verletzte die Volksseele. Als ein Weihnachtsverbot verkündet wurde, war das Maß voll: Am 9. April 1809 probten die Tiroler den Aufstand. In vorderster Reihe stand Andreas Hofer. Am 12. April, erschien ein erster Haufen von 70 Tirolern auf dem Oberjoch und beschlagnahmte die dort lagernden Salzvorräte. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile und rief Schrecken im Allgäu hervor. Am 16. April beschlagnahmten die Tiroler im Hüttenamt Sonthofen alle Eisenvorräte. Eine Woche später plünderten 1200 Tiroler die Stadt Füssen.

    Am 25. April schlossen sich die Vorarlberger und Westallgäuer dem Aufstand an und rückten bis Isny vor. Anfang Mai zogen 1200 Mann in Kaufbeuren und 2500 Mann unter Führung des Tiroler Schützenhauptmannes Martin Teimer in Kempten ein. Von dort aus marschierten sie weiter in Richtung Memmingen und Illertissen. Sie überfielen Leutkirch und besetzten Immenstadt. Das Allgäu war in Tiroler Hand.

    Bürger jagen Tiroler

    Am 11. Mai wiederum jagten beherzte Memminger Bürger die Besatzer aus der Stadt. "Sie rissen den Fliehenden die Gewehre aus der Hand, bewarfen sie mit Steinen und verwundeten auch noch einen vor dem Tore", so Heimatforscher Rottenkolber. Drei Tage später befreite General Piccard mit 1700 französischen Soldaten erst Memmingen, dann Kempten und Kaufbeuren.

    Am 17. Juli hatte eine große Streitmacht der Aufständischen die Stadt Kempten im Visier. Hinter der ersten Front wartete der mit Sensen, Piken und Äxten bewaffnete Landsturm, der auch Wagen und Säcke mitgebracht hatte, um die erhoffte Beute wegzuschaffen. Im Morgengrauen wollten Vorarlberger und Tiroler gemeinsam auf die Stadt vorrücken, doch die Tiroler blieben aus. Der Angriff lief ins Leere, und die Verteidiger unter Führung von General Piccard, die durch Verrat auf den Angriff vorbereitet waren, konnten den Vorarlbergern in den Rücken fallen. In den sumpfigen Wiesen südlich von Kempten blieben etwa 30 Tote und 50 Verwundete zurück. Für Anführer Schneider war dieses Gefecht "die schändlichste Affäre, die er in seinem Leben gehört und gesehen hatte", urteilt Rottenkolber.

    Schneider wollte am 24. Juli die Kämpfe einstellen, was der Vorarlberger Landtag aber ablehnte. Als am 5. August französische Truppen das Ober- und Ostallgäu besetzten und württembergische Soldaten am 7. August in Weiler erschienen, war der Aufstand vollkommen niedergeschlagen. Schneider kam vor ein Sondergericht und wurde zu Hausarrest verurteilt. Lange konnte sich das Königreich Bayern übrigens nicht an Tirol erfreuen. 1813 wechselten die Bayern die Seiten und kämpften unter österreichischem Oberkommando gegen Napoleon. 1814 fiel Tirol zurück an die Habsburger.

    Der Freiheitskampf Hofers wird auf der Freilichtbühne Altusried dargestellt. Spielzeit: 20. Juni bis 30. August.

    www.freilichtbuehne-altusried.de

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