Fundtierkosten zu hoch 'Bereits zwei Mitarbeiter entlassen'Von Elisabeth Offel und Melanie Weisgerber Beckstetten/Ostallgäu Das Tierheim Beckstetten schlägt Alarm: Nachdem es der Kreisausschuss Ende 2001 abgelehnt hatte, die Versorgung von Fundtieren aus der Ostallgäuer Kreiskasse heraus zu bezuschussen, sieht der Vorsitzende des Kaufbeurer Tierschutzvereins, Stephan Bachschmid, ernste Probleme auf die Einrichtung zukommen. Von zwei Mitarbeitern habe man sich bereits trennen müssen, 'der Rest arbeitet rund um die Uhr'.
Wie berichtet hatten die Betreiber des Tierheimes die Tierschutzvereine Kaufbeuren und Bad Wörishofen für die Versorgung der Fundtiere 60 Pfennig pro Einwohner und Jahr von den Ost- und Unterallgäuer Kommunen erbeten, die im Einzugsgebiet des Tierheimes liegen.
Im Oktober wurde bei einem Bürgermeistergespräch in Weicht daraufhin beschlossen, beim Ostallgäuer Kreisausschuss einen Zuschussantrag für das Tierheim in Höhe von einer Mark pro Einwohner zu stellen. Der Antrag, den Bürgermeister Alexander Müller (Mauerstetten) stellvertretend für 14 Gemeinden des nördlichen Landkreises einreichte, wurde jedoch abgelehnt. Begründung: Die Unterbringung herrenloser Tiere sei Aufgabe der Gemeinden.
Enttäuscht über diese Absage betont Bachschmid noch einmal: 'Die Zeit drängt.' Die Tiere würden nicht weniger und eine Erbschaft oder ähnliches stünde nicht ins Haus. Der Tierschutzverein bringe 100 Prozent Leistung für das Gemeinwohl, aber nur etwa zehn Prozent des notwendigen Etats würden durch Zuwendungen der Gemeinden gedeckt, kritisiert er. Der Rest müsse durch Pensionstierhaltung, Aktionen oder Bettelbriefe aufgefangen werden.
Dringende Arbeiten warten
Ein Tierpfleger und der Hausmeister, der vor allem mit Renovierungsarbeiten beschäftigt war, wurden laut Bachschmid inzwischen entlassen. Auch die Sanierungsarbeiten seien mittlerweile auf Eis gelegt worden, obwohl es noch sehr viel zu tun gebe: Katzenabgabezimmer, Katzen-Pensionshäuser im Freien und der zweite Quarantäneraum müssten zum Beispiel dringend renoviert werden 'wie übrigens auch in absehbarer Zukunft der Dachstuhl'. Alles in allem stünden in und an dem 1914 erbauten Haus noch Maßnahmen mit einem Kostenvolumen von 80 000 bis 100 000 Euro aus. Hinzu kämen jährliche Personal- und Tierpflegekosten von rund 120 000 Euro und zu allem Überfluss auch noch Nachzahlungen an das Finanzamt, die bis ins Jahr 1996 zurück reichten.
Mit Buchloe, Kaufbeuren, Irsee, Mindelheim und Bad Wörishofen klappe die Zusammenarbeit bislang sehr gut, sagt Bachschmid. Kaufbeuren habe seinen jährlichen Pauschalbetrag unlängst sogar von 15 000 Mark auf 10 000 Euro erhöht, 'und das relativ schnell und unbürokratisch'. Gerade mit Blick auf die Kommunalwahlen am 3. März hofft er nun auch auf ein positives Signal der anderen Gemeinden und damit auf eine 'sozialpolitische' Lösung. Auf Nachfrage erklärte Mauerstettens Bürgermeister Müller gestern, er habe dringend darum gebeten, alle betroffenen Gemeindechefs aus dem Ost- und Unterallgäu demnächst an einen Tisch zu bekommen. Laut Rudolf Rogg ist dies für die Zeit nach Fasching und Kommunalwahl geplant. Auch der Verein werde eingeladen, so der Jengener Bürgermeister, dem selbst viel an einer Pauschallösung für alle liegt.
Die Tierschützer selbst 'klappern, wo\'s geht', betont Bachschmid derweil zum Beispiel mit Hilfe eines Internetauftrittes, der Tierheimzeitung oder einem Tag der offenen Tür, der im Vorjahr sehr erfolgreich verlaufen sei. An Weihnachten seien zudem verstärkt Bettelbriefe verschickt worden auf diese Weise kamen insgesamt rund 30 000 Mark an Spenden von Privatleuten und Unternehmen zusammen. Auch die Zahl der Mitglieder habe sich 2001 um zehn Prozent erhöht, die Patenschaften für bestimmte Tiere konnten verdoppelt werden.