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Thermalwasser aus 2500 Metern Tiefe

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Thermalwasser aus 2500 Metern Tiefe

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    Von Markus Heinrich, Bad Wörishofen - Der Stadtrat von Bad Wörishofen hat in einer nichtöffentlichen Sitzung die Finanzierung für die zweite Thermalbohrung beschlossen. 2,6 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt, im Vergleich zu Bohrung eins ungefähr das Doppelte. Gebohrt wird bis in eine Tiefe von 2500 Metern. 'Wir prüfen derzeit noch Zuschussmöglichkeiten,' sagt dazu Bürgermeister Klaus Holetschek. 'Die Chancen sind aber sehr gering.' Angedacht ist, die zweite Bohrung in der Nähe der Therme zu setzen, etwa 200 Meter von der ersten, der so genannten Venusquelle, entfernt. Dort sprudelt das warme Wasser aus rund 1100 Meter Tiefe. 'Mit der zweiten Bohrung betreten wir absolutes Neuland,' betont Stadtwerke-Chef Helmut Vater, der vom Stadtrat mit der Ausführung beauftragt wurde. Noch nie wurde auf Stadtgebiet so tief gebohrt.

    Geothermie wieder aktuell Durch die beiden rund 3000 Meter tiefen Ölbohrungen bei Türkheim und Altensteig ist allerdings ziemlich genau bekannt, was die Thermalbohrer unter der Erdoberfläche erwartet. Bis ins 'Malm', eine Kalkschicht aus dem Jura, wird der Bohrer vordringen. Berechnungen sagen voraus, dass aus dieser Schicht 70 bis 75 Grad heißes Wasser sprudelt. 50 Liter pro Sekunde werden erwartet. Zum Vergleich: Die Venusquelle liefert nur bis zu 1,4 Liter pro Sekunde bei 37 Grad, 0,8 Liter werden derzeit entnommen. Gemäß der Badewasserverordnung reicht dies für bis zu 2800 Thermengäste. Maximal möglich ist laut Vater die Wasserentnahme für bis zu 4300 Badende. Das neue Bohrloch bietet also ein Überangebot an Thermalwasser. Dies soll genutzt werden. 'Wir wollen versuchen, das Wasser neben der Therme auch anderen Interessenten zu verkaufen,' sagt Vater. Bürgermeister Klaus Holetschek hat dabei in erster Linie die Bad Wörishofer Kurbetriebe im Visier. Auch das Thema Geothermie kam wieder auf den Tisch. Der Stadtrat will sich diese Möglichkeit, die Wärme des geförderten Thermalwassers zu nutzen, offenhalten.

    Erding als Vorreiter Häuser und Wohnungen könnten so mit umweltfreundlicher Erdwärme versorgt werden. Dazu wäre allerdings eine dritte Bohrung nötig, in der das Wasser verpresst wird. In Erding, wo die erste Wund-Therme steht, wird Geothermie bereits praktiziert. Neben Therme und Krankenhaus wird dort ein Teil der Neubausiedlung mit Fernwärme versorgt. Allerdings gibt es in Erding kein Loch zur Rückführung des kostbaren Wassers. Ein Modell, das laut Thermen-Betreiber Jörg Wund heute nicht mehr genehmigungsfähig wäre. Nun muss in Bad Wörishofen aber erst einmal das zweite, bis zu 30 Zentimeter durchmessende Bohrloch ins Erdinnere getrieben werden. Von der Ausschreibung bis zur Auftragsvergabe werden laut Vater zwölf Monate vergehen. Ist der Bohrer dann erst einmal angesetzt, dauert es weitere sechs Monate, bis die Arbeiten beendet sind. Die reine Bohrzeit beträgt dabei voraussichtlich dreieinhalb Monate. Bis dahin ist auch noch Zeit, sich einen Namen für das Thermalbohrloch Bad Wörishofen II zu überlegen. Die Erdinger haben ihre Quelle 'Ardeo' genannt, in Anlehnung an den lateinischen Stadtnamen. Der Wörishofer Stadtrat hat den Beschluss zur Finanzierung einstimmig gefasst. Eine ähnliche Episode wie vor sechs Jahren wird es damit nicht mehr geben. Als 1998 mit der ersten Bohrung begonnen wurde, blieben die Stadträte, die in der entscheidenden Sitzung gegen das Projekt gestimmt hatten, der Feierstunde demonstrativ fern.

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