Von Tobias Schuhwerk |Buttenwiesen/KemptenDie Teamkollegen konnten kaum hinsehen, als Jürgen Hartner (18) im alles entscheidenden Duell ans Reck musste. Würde das Talent der TG Allgäu die Nerven behalten? Fünf Punkte betrug bis dato der knappe Vorsprung der Allgäuer im dramatischen Wettkampf beim TSV Buttenwiesen. Mit einer hohen TGA-Niederlage am letzten Gerät würden sich beide bislang sieglosen Teams unentschieden trennen. Damit wäre den Allgäuern im Abstiegskampf nicht gedient. Das weiß auch Hartner, der sich von der Anspannung jedoch nicht beirren lässt. Der Jungspund vom TSV Markt Wald (Unterallgäu) turnt seine Übung solide durch - und trotzt seinem stärker eingeschätzten Gegner Johannes Albrecht den alles entscheidenden Punkt ab. Mit 33:32 Score-Punkten holen die Turner der TGA im fünften Wettkampf den ersten Sieg.
Damit ist dem Zusammenschluss der besten Allgäuer Turner einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt gelungen. "Dieser Wettkampf war der Wahnsinn. Ich bin überglücklich", strahlte TGA-Präsident Andreas Pixner, der das dezimierte Team mit Florian Stöckinger betreute. Nach dem schlimmen Verkehrsunfall mit vier verletzten Turnern vor drei Wochen (wir berichteten) war dem Team diesmal das Glück hold. Erstmals in dieser Saison wurden die Allgäuer in einem großen Bus zum Wettkampf gefahren. "Das war nach dem Unfall enorm wichtig. Wir konnten alle entspannen und uns mit den Fans auf die Begegnung einstimmen", sagte Kapitän Uli Benker (25).
Die Allgäuer knüpften an ihre gute Leistung vom letzten Heimwettkampf gegen Ulm an und dominierten vor 400 Zuschauern zum Auftakt am Boden. Tobias Göbel (22) brachte sein Team mit 3:0 in Führung und legte damit auch den Grundstein für seinen späteren persönlichen Erfolg: Mit insgesamt elf Punkten war er wie sein 20-jähriger Teamkollege Adam Mihok Topscorer des Abends. Die Leistung ist mit Blick auf Göbels berufliche Situation umso höher einzustufen: Der gebürtige Augsburger arbeitet als CNC-Fräser im Schichtdienst und kann seit Monaten maximal einmal pro Woche trainieren. Durch den Ausfall seiner verletzten Kollegen muss er derzeit im Wettkampf öfter an die Geräte als ursprünglich vorgesehen. Gegen Buttenwiesen punktete er nicht nur am Boden, sondern auch an Ringen und Sprung.
Den Trainingsrückstand macht er mit anderen Qualitäten wett: Als "absoluten Wettkampftyp" beschreibt ihn TGA-Ehrenpräsident Helmut Roike. Nervenstärke war in diesem Wettkampf besonders wichtig.
Während die Gastgeber ein ums andere Mal mit den Bewertungen der Jury haderten, behielt die TGA bis zuletzt die Konzentration. Danach brachen die Dämme. Die Allgäuer feierten den ersten Sieg gegen Buttenwiesen seit sechs Jahren und sind nun ganz nah dran am Klassenerhalt.