Landwirt muss 1500 Euro an Taxifahrer und Staatskasse zahlen Kempten (buc). Eine richtig schöne Weihnachtsfeier hätte es werden sollen: Essen, Trinken, als krönenden Abschluss noch leicht bekleidete Frauen in einem Tabledance-Lokal in Riezlern. Weil\'s aber am Ende einer langen Nacht um den vermeintlich zu hohen Fahrpreis fürs Taxi zum Streit kam und der Taxifahrer kurz zu Boden ging, fand sich ein Landwirt jetzt vor dem Kemptener Schöffengericht wieder. Dieses stellte das Verfahren wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Nötigung vorläufig ein, wenn der Beklagte dem Taxler termingerecht 500 Euro Schmerzensgeld und 1000 Euro an die Staatskasse überweist.
Bis es zu dieser Entscheidung kam, die auch Staatsanwalt und Verteidigerin annahmen, verging einige Zeit. Zeit, in der es vor allem darum ging zu klären, wie sich die Feier unter Geschäftspartnern und Kollegen zumeist aus der Holz fällenden Branche nach dem Ende des offiziellen Teils in der Nacht auf den 16. Dezember 2001 weiterentwickelt hat.
Die Feier in Oberstdorf, gab der Angeklagte zu, habe er organisiert, weil er ja aus der Gegend sei und die Gastronomie kenne. Wann es weiter Richtung Table-Dance ging daran konnte sich keiner genau erinnern. Halt so, wie die Taxen kamen, meinten auch die beiden Zeugen, die damals dabei waren. Der Angeklagte traf in der Bar weit nach Mitternacht mit der letzten Taxe ein. Und wie ging\'s da später beim Aufbruch zu? Wer hat das Taxi für die Heimfahrt gerufen? War der Preis vorher bekannt? 'Keine Ahnung', meinte der Angeklagte, 'ich habe geschlafen'. Einer der zwei Zeugen brachte ihren Zustand kurz und knapp auf den Punkt: 'Wir waren alle total im Eimer'. Ja wie denn das?, wollte Richter Johann Schlosser wissen: 'War da denn kein unterhaltsames Programm im Lokal?' Freilich, freilich, aber: 'Das haben wir einmal gesehen und dann war\'s gut'. Richter Schlosser nickte verständnisvoll: 'Das hat schon fast das Niveau von ,Moulin Rouge`. Den Film schaut man auch an und schläft dabei ein'.
Das Taxi jedenfalls ein Kleinbus kam aus Sonthofen, da weder im Kleinwalsertal noch in Oberstdorf andere frei waren. Weil der Kleinbus als Mietwagen abgerechnet werde, betrage der Fahrpreis pauschal eben 90 Mark, ohne dass da ein Taxameter laufen müsse, erklärte der Taxifahrer vor Gericht.
Zeugen 'gleich ins Bett'
Unterschiedliche Aussagen gab\'s zur Auseinandersetzung vorm Hotel: Der Landwirt bestritt seinen Körpereinsatz nicht, behauptete aber, er sei vorher vom Taxifahrer einige Male am Ärmel gepackt und am Weggehen gehindert worden. Bezahlen habe er wollen, aber halt nur einen 'angemessenen Preis'. Er habe geglaubt, der Taxifahrer wolle Ortsunkundige übers Ohr hauen, weil ja das Taxameter nicht gelaufen sei. Schließlich sei er ohne zu zahlen gegangen, habe ihm aber seinen Namen und seinen Wohnort genannt. 'Hat er mir nicht', bekräftigte der Taxifahrer. Der Beklagte habe ihm nach einem Wortwechsel mit einem Tritt die Beine weggeschlagen, so dass er sich Knie und Ellbogen prellte. Dann sei er einfach gegangen. Die beiden Zeugen gaben an, von der Rangelei nichts gesehen zu haben. Sie seien raus aus dem Bus und gleich rein ins Bett.
An sein Geld und den Namen des Beklagten kam der Taxifahrer mit Hilfe der Polizei, die noch am Morgen einige an der Feier Beteiligte im Hotel ermittelte, von denen einer dann die 90 Mark zahlte. Beim Landwirt schaute die Polizei am Vormittag auch gleich vorbei, eine Blutprobe ergab bei ihm 0,89 Promille.
Das Angebot des Gerichts akzeptierte der Mann nach kurzer Beratung mit seiner Anwältin. Und womöglich beherzigt er ja eine Aussage von Richter Schlosser: 'Wenn ich in eine Tabledance-Bar gehe, fahre ich selber '.