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Teufelsaustreibung umstritten

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Teufelsaustreibung umstritten

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    von sylvia rustler|Memmingen'In der Bibel steht, dass Jesus zu seinen Aposteln sagt, ,treibt Dämonen aus‘. Da können wir Gläubige nicht sagen, das geht uns nichts an', betont Pfarrer Martin Finkel. Katholische Priester in Memmingen stehen hinter dem von der Kirche betriebenen Exorzismus(siehe Infokasten). Wie berichtet, soll Bischof Walter Mixa einen Exorzisten mit einer Teufelsaustreibung beauftragt haben. Von psychiatrischer und evangelischer Seite wird die rituelle Praktik abgelehnt.

    'Wenn ich mir den Mann von Amstetten anschaue, der jahrelang seine Tochter missbraucht hat, ist das für mich dämonisch', sagt Finkel (Sankt Ulrich). 'Er hat sich bewusst dafür entschieden, Böses zu tun. Da stellt sich die Frage, auf welche Geister hört der Mann.' Dass Menschen besessen sein können, ist für Finkel unbestritten. Sein Kollege Johann Mair (Mariä Himmelfahrt) sagt zum Thema Teufelsaustreibung: 'Es wird immer wieder gesagt, dass das was helfen soll. Es gibt sicher Fälle, wo Psychiater mit ihrer Weisheit am Ende sind.'

    Mit jemandem, der sich besessen glaubt, waren Finkel und Mair noch nicht konfrontiert. Im Fall der Fälle würden sie sich an die Diözese wenden. 'Ein Exorzist muss vom Bischof beauftragt sein', erklärt Finkel. Den so genannten kleinen Exorzismus könne aber jeder vornehmen. In einem 'Standardwerk' gebe es für den 'Privat-Exorzismus in schwierigen Situationen' etwa ein Gebet, das mit den Zeilen beginne 'im Namen Jesu befehle ich euch, ihr höllischen Geister, weichet von uns und diesem Ort'.

    Stellvertretender evangelischer Dekan Rainer Schunk hält von Teufelsaustreibung 'gar nichts'. 'Das ist eine Form religiöser Machtausübung, bei der lebenslange Störungen entstehen können.' Bei Schunk haben bereits mehrere Gläubige Hilfe gesucht, die sich besessen fühlten. In solchen Fällen versuche er, 'positive Glaubensaspekte' zu vermitteln und rate gegebenenfalls zu 'Profis' wie Psychiatern. Die Fälle, die Psychiatrie-Arzt Dr. Andreas Küthmann bislang behandelt hat, 'waren alle klar dem Wahnerleben zuzuordnen'. Exorzismen haben für ihn 'bei psychischen Erkrankungen nichts zu suchen'. Die moderne Psychiatrie habe sich jüngst wieder klar davon distanziert. 'Dämonisierungen stammen aus einer lange vergangenen Zeit. Heute sind wir wesentlich weiter.'

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