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Tegelberg: Ruhe vor dem Ansturm

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Tegelberg: Ruhe vor dem Ansturm

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    Tegelberg: Ruhe vor dem Ansturm
    Tegelberg: Ruhe vor dem Ansturm Foto: Ernst

    An sonnigen Tagen ist der Himmel über dem Tegelberg so bunt wie eine Packung Smarties und die Touristen im Tal starren mit offenen Mündern nach oben. 'Haste det jesehn?', raunen sie einander zu, wenn sich die Farbtupfer in spektakulären Schwüngen nach unten senken. Tausende Drachen- und Gleitschirmflieger erheben sich Jahr für Jahr von der 1720 Meter hoch gelegenen Rampe in die Luft. Die thermischen Verhältnisse wechseln ständig, sind aber selten extrem. Darüber hinaus schwärmen die Piloten vom traumhaften Blick über die Wahrzeichen des Ostallgäus: Schloss Neuschwanstein, Schloss Hohenschwangau, die Sankt-Colomans-Kirche in Schwangau, den Füssener Hausberg Säuling und den blau-grün schimmernden Forggensee. Mit einer Fläche von 15 Quadratkilometern immerhin der viertgrößte See in Bayern. 'Der Tegelberg', meint der frühere Drachenflug-Weltmeister Jos Guggenmos (68) aus Kaufbeuren, 'kann sich mit allen Fluggebieten der Welt messen.' Im kommenden Jahr findet hier die Weltmeisterschaft im Drachenfliegen statt. Doch nicht nur 'Himmelsstürmer' haben ihre Freude. Der Tegelberg gilt vielmehr als Allgäuer Familienberg schlechthin. Kaum etwas, was es hier nicht gibt. Kinder fahren auf die 760 Meter lange Sommerrodelbahn oder das Trampolinspringen ab. Läufer begeistern sich für die steinigen Serpentinen, auf denen 2005 die deutsche Berglauf-Meisterschaft stattfand. Ältere Semester bevorzugen indes einen gemütlichen Gang durch das Kneippbecken oder durch die Reste einer römischen Villenanlage, die neben der Talstation der Tegelbergbahn freigelegt wurden. Bis zu 460 Personen pro Stunde transportiert die Seilbahn nach oben. An Sommertagen herrscht hier so viel Trubel, dass König Ludwig II., der die Abgeschiedenheit in den Bergen genoss, vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen würde. Auch dem einfachen 'Fußvolk' sei der Tegelberg in seiner ursprünglichsten Form empfohlen: als bezaubernder Aussichtspunkt, frühmorgens, vor dem großen Ansturm. Dazu startet man am besten vor sechs Uhr. Und wem das jetzt zu früh erscheint, dem sei ein großer Vorteil genannt: Die lästige Parkplatzsuche entfällt um diese Uhrzeit! Und noch etwas wird die Frühaufsteher auf dem Weg bergauf belohnen: Im Morgengrauen ist Schloss Hohenschwangau noch beleuchtet – und sorgt für eine märchenhafte Kulisse. Genau wie Schloss Neuschwanstein. 'Die Kräfte der Erosion sind die Baumeister dieser königlichen Landschaft' Wenn man an der Bergstation der Bahn angelangt ist und den Sonnenaufgang über den benachbarten Gipfeln erlebt, wächst die Hochachtung vor einem Architekten, der zur Abwechslung einmal nichts mit König Ludwig zu tun hat: 'Die Kräfte der Erosion sind die Baumeister dieser königlichen Landschaft', heißt es auf einer Tafel des Alpenlehrpfads. Dieser erstreckt sich vom etwas höher gelegenen Nachbarn des Tegelberg, dem Branderschrofen (1881 m) bis zur Ahornspitze (1780 m). Von dort aus kann man zurückkehren und mit der Tegelbergbahn talwärts fahren. Hartgesottene Wanderer zieht es indes weiter: Sie laufen über Niederstraußbergsattel (1616 m), Gabelschrofensattel (1915 m) und Kenzensattel (1650 m) zur Kenzenhütte. Von dort fährt der Kenzenbus nach Halblech, wo es mit dem Linienbus zurück zum Parkplatz in Schwangau geht. Für diese mindestens siebenstündige Wanderung ist neben guter Kondition auch Geduld gefragt. An Sonn- und Feiertagen kann sich das Warten auf den Linienbus in die Länge ziehen ... Wer die Tour geschafft hat, darf noch einmal den smartie-bunten Himmel über dem Tegelberg genießen. Oder sich gleich mit ein paar Schokobonbons belohnen...

    Kurz informiert

    Ausgangspunkt ist der Parkplatz der Tegelbergbahn in Schwangau (820 Meter hoch). Von dort führt die ausgeschilderte Tour zum 1720 Meter hohen

    Tegelberg

    . Dauer: gut zwei Stunden. Nur für geübte Alpinisten ist der Aufstieg über die Gelbe Wand. Die Seilbahn verkehrt täglich von 9 bis 17 Uhr. Infos im Internet unter www.tegelbergbahn.de oder telefonisch unter 0 83 62/9 83 60 Vom

    Tegelberg

    aus lassen sich eine Reihe von Gipfeln erwandern. Der nächst gelegene ist der Branderschrofen (1881 Meter), der in ca. 25 Minuten erreicht werden kann. Von dort aus lässt sich die Tour weiter ausbauen. Beispiel: Über Ahornsattel (1681), Niederstraußbergsattel (1616), Gabelschrofensattel (1915) und Kenzensattel (1650) zur Kenzenhütte (1294). Dauer ab

    Tegelberg

    : etwa 3,5 Stunden. Mit dem Kenzenbus geht’s dann nach Halblech und von dort mit dem Linienbus zurück nach Schwangau.

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