Ein traumhaftes Panorama erwartet den Bergfreund am Tegelberg: Nach Süden schaut er auf Füssen und die Kette der Tannheimer und Ostallgäuer Alpen. Nach Westen reicht der Blick weit ins Ostallgäuer Voralpenland. Im Osten begeistert die Gipfelwelt der Ammergauer Berge. Kein Wunder, dass sich Kronprinz Maximilian, der spätere König Max II. von Bayern, für den Tegelberg begeisterte, dessen Name sich wohl aus dem althochdeutschen 'tegar' (groß, breit) ableitet.
1852 ließ Max II. ein Jagdhaus am Tegelberggrat errichten, von dem aus er die Aussicht ins Tal genießen konnte: das noch existierende Tegelberghaus (1707 Meter). Nur wenige Minuten entfernt steht heute die Bergstation der Tegelbergbahn.
Auch den Weg von der Bleckenau zum Tegelberg, den 'Ahorn-Reitweg', ließ der Kronprinz anlegen. Die meisten der damaligen Wege in den Ammergauer Bergen waren 'Reitwege' – mit geringer Steigung, um hoch zu Ross das Jagdgebiet zu durchstreifen. Große Teile des Ammergebirges und des angrenzenden Tirols waren bis 1918 königliches Jagdrevier.
Für die Bauern war der Verdienst beim Bau der Wege und königlichen Jagdhäuser sowie als Treiber und Helfer bei den aufwendigen Hofjagden willkommenes Zubrot. Unser heutiges Wanderwegenetz in diesem Bereich besteht großteils aus den damaligen Reitwegen und Jägersteigen im königlichen Jagdrevier.
Ungewollt hatten die Wittelsbacher mit ihrer Naturliebe die Grundlagen für den Fremdenverkehr in der Region geschaffen. Auch Königin Marie von Bayern, eine begeisterte Alpinistin, suchte gern die Jagdhütte am Tegelberg auf und bestieg den höchsten Punkt des Bergmassivs, den Brandnerschrofen (1880 Meter). Für ihren Sohn, König Ludwig II, war das Jagdhaus einer seiner Lieblingsplätze. Jedes Jahr genoss er dort für einige Tage die Abgeschiedenheit in den Bergen.
1921, nach dem Ende der Monarchie, erwarb die Alpenvereinssektion Füssen das Jagdhaus, öffnete es im Sommer 1921 für die Bergsteiger und erweiterte ihr Arbeitsgebiet um die 'Hohenschwangauer Hofjagd'. Für die Reparatur der Wege, den Erwerb und die Instandsetzung des Hauses, musste sie sich hoch verschulden, so ein Bericht unserer Zeitung vom 8.5.1921. Heute befindet sich das Haus in Privatbesitz.
Nicht nur Bergwanderer, sondern auch Skiläufer kommen am Tegelberg auf ihre Kosten. Bereits 1933 schlug die Gemeinde Schwangau eine Schneise durch den Wald und legte eine Abfahrt an. 1968 war es dann soweit: Hauptsächlich für den Wintertourismus bekam der Berg eine Kabinenbahn, die 1989/90 generalsaniert wurde. Die Tegelberg-Abfahrt mit 900 Metern Höhenunterschied gilt als anspruchsvoll und war 1987 bei den Deutschen Meisterschaften im Riesenslalom Austragungsort.
Skitourenläufer finden eine ausgeschilderte Aufstiegsroute mit Infotafeln vor. Jeden Donnerstagabend lockt ein Skitourenstammtisch im Tegelberghaus.
Der Tegelberg ist zudem Mekka für Drachen- und Gleitschirmflieger und Schauplatz hochkarätiger Meisterschaften. Jüngst wurde ein neuer Klettersteig an der Gelben Wand eröffnet. Bergführer Thomas Hafenmair warnt davor, ihn zu unterschätzen: 'Seine Schwierigkeit wird mit C bewertet, also ,schwer’ '.
Schon die Römer interessierten sich für den Tegelberg.
1934 wurden an seinem Fuß Spuren einer ausgedehnten Römersiedlung entdeckt, die in der Mitte des zweiten Jahrhunderts wohl wegen des Erzabbaus gegründet wurde – unweit der Via Claudia Augusta, der Römerstraße von der Adria bis zur Donau. Beim Bau der Tegelbergbahn 1966 und der Sommerrodelbahn 1996 stieß man auf weitere antike Gebäudeteile: Thermen, Wohn- und Wirtschaftsgebäude und Fresken, die teilweise – durch einen Schutzbau gesichert – zu besichtigen sind.
Das Tegelberghaus geht auf König Max II. von Bayern zurück. Es wurde 1921 als Alpenvereinshaus eröffnet. Foto: DAV-Archiv/Bruno Arnold
Der Tegelberg ist heute das Eldorado für Drachen- und Gleitschirmflieger schlechthin. Foto: Buchelt