Kempten (pa). - Regulär, sagt der Angeklagte, ein türkischer Taxifahrer aus Österreich, kostet eine Fahrt von Bregenz nach Neu-Ulm 180 Euro. Dass der Fahrpreis für elf seiner Landsleute, die er auf dieser Strecke beförderte, deutlich über diesem Tarif lag, hatte seinen Grund darin, dass sie illegal nach Deutschland eingeschleust wurden, nachdem sie bereits unerlaubt nach Österreich eingereist waren. Die Quittung bekam der 28-jährige Taxler jetzt im Kemptener Amtsgericht: Ein Jahr und vier Monate Freiheitsstrafe zur Bewährung, außerdem muss er 4000 Euro an die Staatskasse zahlen. Erwischt worden war der Taxifahrer Anfang Juli bei Lindau mit fünf türkischen Landsleuten im Auto, die weder eine Einreise- noch eine Aufenthaltserlaubnis hatten. Sofort räumte er rundum alles ein: Dass die Fahrt nach Neu-Ulm gehen sollte. Und dass er eine Woche zuvor bereits sechs andere Illegale dorthin chauffiert hatte. Und dass der Mann auf dem Beifahrersitz, ebenfalls ein Türke, ihn für die Schleusertouren angeheuert und dafür aus einer ihm unbekannten Quelle 1000 Euro pro Fuhre bekommen habe. Für den bislang unbescholtenen Taxifahrer selbst allerdings hatte sich der Abstecher ins kriminelle Fach nicht einmal finanziell gelohnt. 400 Euro hatte er für die erste Fahrt erhalten, bei der zweiten Tour kam es nicht mehr zur Auszahlung. 180 Euro, den regulären Fahrpreis, musste er an seinen Chef abführen, also blieben ihm insgesamt 220 Euro auf die Hand. Und dafür hat er sich nun eine saftige Freiheitsstrafe, wenn auch zur Bewährung, und eine emfindliche Geldauflage eingehandelt. Dabei blieb Richter Dr. Ernst Bernhard mit dem Strafmaß noch um einiges unter dem Antrag des Staatsanwalts, der anderthalb Jahre, ebenfalls mit Bewährung, und 5000 Euro für angemessen hielt. Angesichts der Schuldeinsicht und des umfassenden Geständnisses, so der Richter, könne man wohl davon ausgehen, dass der Angeklagte die Warnung verstanden hat und keine Straftaten mehr begeht.
Job an den Nagel gehängt Zumindest in die Versuchung, sich noch einmal als Schleuser zu betätigen, kann der 28-Jährige nicht mehr geraten. Er hat nämlich inzwischen seinen Job als Taxifahrer an den Nagel gehängt. Viel zu lange Arbeitszeiten bei zu wenig Verdienst, sagt er zur Begründung. Heim nach Vorarlberg hat ihn nach der Gerichtsverhandlung übrigens seine Frau gefahren. Ihm wurde nämlich auch noch ein dreimonatiges Fahrverbot auf deutschen Straßen auferlegt. Damit in seinen Führerschein ein entsprechender Vermerk eingetragen werden kann, ließ er das Papier gleich da.