Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Tattoo: Einst verpönt, heute salonfähig

Allgäu

Tattoo: Einst verpönt, heute salonfähig

    • |
    • |

    Marktoberdorf(wu). - Sie sind fast so alt wie die Menschheit, Seefahrer trugen sie aus religiösen Gründen, heute sind sie erotischer Körperschmuck. Lange Zeit waren sie in breiten Gesellschaftsschichten verpönt, derzeit liegen sie voll im Trend: Tattoos. Ein Plakat der CSU für die Landtagswahl zeigt eine tätowierte Schulter und jüngst warben auch die Veranstalter der Allgäuer Festwoche mit einer Tätowierung. Dennoch, der Vormarsch des Tattoos kommt offenbar ins Stocken. Zumindest in Marktoberdorf, wo Thomas Eser, Besitzer von Tattoo-Moskito, einen leichten Rückgang der Nachfrage feststellt. Der 44-jährige Eser betreibt sein Tattoo-Studio seit 1994. Einen regelrechten Trend zum Tattoo kann er im Moment nicht feststellen. Vor allem diejenigen, die ein kleines Tattoo haben wollten, seien ausreichend bedient worden. 'Die größeren Sachen nehmen zu', stellt er fest. Denn manche Leute seien einfach süchtig nach Tattoos. Doch Stammkunden bedient Eser nur alle zwei Monate, auch wenn sie sich zum Teil in kürzeren Abständen ein neues Tattoo wünschen. 'Die geben sonst viel zu viel Geld aus', nennt er als Grund. Für den gelernten Koch gibt es auch Grenzen. Hände und Gesicht zu tätowieren sind für ihn tabu. 'Es gibt eine moralische Grenze. Das kann ich nicht verantworten', sagt er. 'Anders sein' und 'Die Gesellschaft schocken', sind laut Eser die Hauptgründe, ein Tattoo zu tragen. Am Beliebtesten seien derzeit so genannte Tribal-Motive - vor allem am Steiß. Tattoos im Bereich der Leiste sind im Kommen, so Eser.

    Erst ab 18 Jahren Die 33-jährige Manuela lässt sich ein so genanntes New-School-Tattoo auf die Wade stechen. Es zeigt eine Comic-Figur, die ihr sehr ähnlich sieht. Mit 18 hatte sie ihr erstes Tattoo, mittlerweile sind viele dazu gekommen. Ihrer zehnjährigen Tochter Kim gefallen die Tattoos der Mutter, aber ein eigenes hat sie noch nicht. 'Ich hab Angst vor dem Tätowieren', sagt sie und hilft sich derweil mit Klebetattoos aus. Allerdings, selbst wenn sich Kim tätowieren lassen wollte, kann sie dies nicht im Studio von Thomas Eser. 'Tattookunden erst ab 18', lautet seine Devise. Wer unschlüssig ist, kann zunächst auch ein so genanntes Henna-Tattoo probieren, das nach kurzer Zeit wieder abgeht. Allerdings: Manche Henna-Farbprodukte enthalten nach Ansicht von Medizinern Stoffe, die Hautirritationen verursachen können. Vorsicht gilt auch bei Bio-Tattoos, die bis zu fünf Jahre halten sollen. Laut Eser werden diese - im Gegensatz zu den Langzeit-Tätowierungen, die in die zweite Hautschicht gestochen werden - in die oberste Schicht der Haut genadelt. 'Das klappt aber nicht. Es lässt sich einfach nicht vermeiden, dass man tiefer sticht', weiß Eser. Die Folge: Es bleiben einzelne Linien zurück, die nur mit dem Laser entfernt werden können. 'Eine Laserbehandlung ist teuer, langwierig und schmerzhaft', sagt der 44-Jährige. Deswegen legt Eser viel Wert auf individuelle Beratung im Vorfeld der Tätowierung. 'Wohin?' und 'Wie groß' seien neben der Suche nach dem Motiv die wichtigsten Fragen. 'Wenn man einmal mit einem Tattoo anfängt, will man immer wieder eins', sagt Markus aus Marktoberdorf. Sein Lieblingsmotiv ist der Drache. Eser, der selbst tätowiert ist, steht derzeit auf Clowns, vor allem mit Farbe.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden