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Tanzen für den Tatort

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Tanzen für den Tatort

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    Von Ingrid Grohe |Isny-NeutrauchburgEin traumhaftes Anwesen: In einem Wäldchen hinter Neutrauchburg versteckt liegt das Gut Neuhaus, ein verträumtes Fachwerkhaus, eine Kapelle, ein Teich mit Schilf und Seerosen. Auf der Wiese hinter dem Teich steht eine lange Hochzeitstafel im strömenden Regen. Cremefarbene Tischdecken, vielarmige Kerzenleuchter, weiße Rosen. Der Regen schreckt die Gäste nicht: Eine gutgelaunte Hochzeitsgesellschaft hat sich eingefunden. Man plaudert, nippt am Sektglas oder schwingt das Tanzbein im nassen Rasen. Die Leute tanzen für den "Tatort".

    Das Allgäu gehört ja nun nicht wirklich zum Revier der Kripo Konstanz. So eng sehen das die Leute vom Südwestrundfunk freilich nicht. Der Spannungsbogen bei diesem Fall von Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) spannt sich nämlich vom Bodensee über das noch einigermaßen sanfte württembergische Allgäu hinauf bis ins Ehrenschwanger Tal, wo auf einer Alpe der Showdown stattfindet. Mit einer fröhlichen Hochzeitsfeier beginne die Story, wurde den 70 Statisten aus dem ganzen Allgäu gesagt, enden werde sie ziemlich düster.

    Hier bei Neutrauchburg also werden einige Szenen für "Der schönste Tag im Leben", so der Arbeitstitel, gedreht. Über 100 Laiendarsteller haben sich auf die Annoncen der Filmfirma gemeldet. Engagiert wurden diejenigen, die sich einen Tag für die 1,5 Millionen Euro teure Produktion frei nehmen konnten. Von 7 Uhr bis Sonnenuntergang.

    Einer davon ist Manuel Lutz aus Kempten. Der Wirtschaftsstudent jobbt abends im Kemptener Parktheater. Und so hat er sich auch am Set eine lange Schürze umgebunden. Seine Rolle als Kellner für den SWR freilich ist eine besondere: Wieder und wieder jongliert er sein Tablett voller Häppchen zwischen leichtbekleideten, fröstelnden Damen hindurch. Die Szene wird mehrmals geprobt und dann mehrmals gedreht. Auf das Signal "Aus" von Regisseur Patrick Winczewski kehren alle 70 Komparsen und acht Profischauspieler zurück an ihre Ausgangspositionen, und Manuel Lutz sammelt seine Brötchen wieder ein. "Ich würde davon nichts mehr essen", sagt er eine halbe Stunde später, als er eine Folie über das Tablett legt.

    Ein mühsamer Tag für alle Beteiligten. Eine große Schöne mit langem, rotem Haar sieht ihr hautfarbenes Seidenkleid nach einer Stunde feucht und schlaff an sich herunterhängen. In der Drehpause zieht sie eine braune Thermohose und schwere Bergschuhe aus Leder unter ihr knielanges Fähnchen an.

    Ein Flirt am Steg

    Als die Kommissarin, Eva Mattes alias Klara Blum, am Dreh- beziehungsweise Tatort auftaucht, hat sich der Allgäuer Himmel etwas aufgehellt. Auf dem Steg am Teich flirtet sie mit einem gutgelaunten Kellner. Der ist zwar Profi in der Schauspielerei, dafür fällt ihm zweimal ein Sektglas vom Tablett. Das bedeutet: Die ganze Szene nochmals von vorne. "Im Parktheater würden wir den nicht nehmen", flüstert Manuel Lutz seiner Nachbarin zu.

    Jetzt kommt die Szene mit dem Brautstrauß. "Dazu gehört Euphorie, Freude. Dazu leiten wir Euch an", ruft Regisseur Winczewski den Statisten zu. Deren Schuhe sind inzwischen matschverklebt, die hohen Absätze sinken bei jedem Schritt im nassen Boden ein. Kein ganz einfacher Job: Tanzen für den Tatort.

    23 Drehtage sind für diese Tatort-Produktion eingeplant. Sonntag und Montag wird beim Sessellift in Gunzesried gedreht, am Dienstag am Freibergsee bei Oberstdorf und dann eine Woche lang auf einer Alphütte im Ehrenschwanger Tal. Der Sendetermin steht noch nicht fest, vermutlich in einem Jahr.

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