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Tante Irene und Onkel Theo auf der Tribüne

Memmingen

Tante Irene und Onkel Theo auf der Tribüne

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    Tante Irene und Onkel Theo auf der Tribüne
    Tante Irene und Onkel Theo auf der Tribüne Foto: olaf schulze

    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Dieses Sprichwort trifft nicht immer zu. Eigentlich sind Korbinian Beck Skifahrer-Gene in die Wiege gelegt worden. Mutter Maria Epple war 1978 Slalom-Weltmeisterin, Vater Florian Beck gehörte in den 80er-Jahren zu den besten deutschen Skiläufern. Der Sohn aber spielt Fußball. Nach einigen Kurzeinsätzen durfte er beim FC Memmingen gegen den SV Memmelsdorf (2:0) erstmals von Beginn in der Bayernliga ran.

    Was wiederum für einen Familienausflug sorgte. Die Eltern schauen zwar ohnehin immer zu, wenn der Bub spielt. Diesmal saßen aber auch noch Tante und Onkel auf der Tribüne der Memminger Arena und fieberten mit. Und das sind keine Geringeren als Irene Epple und der ehemalige Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel. "Komm wir fahren nach Memmingen", habe seine Frau zu ihm spontan gesagt, als sie erfahren hat, dass der Neffe in der Startelf steht. Und das, obwohl sie eigentlich überhaupt nix vom Fußball wissen will. Waigel kickte früher in der Bundestags-Mannschaft als Linksaußen, ist bekennender 1860-Fan und wegen seiner Herkunft auch dem Memminger Bayernliga-Konkurrenten TSG Thannhausen verbunden.

    Die Familie erlebte gleich nach dem Anpfiff eine Schrecksekunde. Korbinian zog sich eine Platzwunde zu, wurde schnell verarztet und hielt tapfer bis zu seiner Auswechslung kurz vor Schluss durch. Hinterher war Tante Irene, selbst Ärztin, bei der medizinischen Versorgung von Korbinian noch im Einsatz und assistierte Vereinsarzt Dr. Martin Wenke beim Nähen der Wunde.

    "Korbinian hat seine Sache ordentlich gemacht", meinte hinterher Trainer Esad Kahric, was aus dessen Mund durchaus als großes Lob zu werten ist. Er nannte Beck als Vorbild für die anderen jungen Spieler, wie man es schaffen kann. Einen Prominentenbonus hat der 19-Jährige nicht. Was Kahric viel mehr imponiert, ist sein Ehrgeiz. Viermal wöchentlich nimmt Beck eine Stunde Fahrt von seinem Wohnort Gunzesried nach Memmingen auf sich, um zu trainieren und zu spielen.

    Dabei hatte den jungen Mittelfeldspieler eigentlich niemand richtig auf der Rechnung, bei den FCM-Junioren kickte er in der vergangenen Saison meist in der zweiten Mannschaft.

    Den kleinen Rummel am vergangenen Samstag, den seine Familie in der Memminger Arena ausgelöst hat, nimmt Korbinian Beck gelassen. Für ihn waren nur Onkel Theo und Tante Irene da - und keine Persönlichkeiten, die im Rampenlicht stehen. Und auch sonst ist der Youngster eher bescheiden. Ob er nächsten Sonntag gegen Unterhaching II wieder von Beginn an ran will, wird er im Radiointerview gefragt. Antwort: "Klar, aber jetzt muss ich mich erst wieder im Training reinhängen und dann entscheidet der Trainer." Vielleicht liegt der Apfel dann doch wieder ganz nah am Stamm. Denn ehrgeizig und fleißig waren sowohl Mutter Maria als auch Tante Irene und Vater Florian in ihrer sportlichen Laufbahn.

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