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Symbol der Fußwaschung nur in wenigen Kirchen

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Symbol der Fußwaschung nur in wenigen Kirchen

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    Von Heiko Wolf| Marktoberdorf/Ostallgäu Am Gründonnerstag gehört nicht nur die Eucharistie, die Wandlung von Wein und Brot, zur Liturgie, sondern auch die Fußwaschung. Denn beim letzten Abendmahl wusch Jesus der Überlieferung nach seinen Jüngern als Zeichen der Demut und Nächstenliebe die Füße. Dieses Geschehen wird hier aber nur noch in wenigen Pfarreien nachempfunden. Die Pfarreiengemeinschaft St. Martin/St. Magnus gehört dazu: Pfarrer Wolfgang Schilling wäscht in Marktoberdorf heute 'engagierten Männern und Frauen' die Füße.

    'Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.' (Johannesevangelium 13,14)

    Für Schilling hat sich dies 'als Element des Gründonnerstags-Gottesdienstes', das das Evangelium lebendig und sichtbar macht, bewährt. 'Das ist ergreifend für die Leute', weiß er. Die Fußwaschung ist für ihn 'kein Passionsspiel, sondern ein Symbol der dienenden Liebe Christi'. Probleme, Freiwillige dafür zu finden, gebe es nicht.

    Dekan Erwin Ruchte aus Görisried hält die Fußwaschung hingegen für nicht zeitgemäß: In der Antike wuschen einst Sklaven den Gästen die staubigen Füße. 'Als Jesus dieses niedrigste Amt übernahm, erwies er Freunden einen Liebesdienst', so Ruchte: 'Das Evangelium nachzuspielen, bringt aber wenig, wenn keine innige Beziehung zwischen den Leuten und den übrigen Kirchgängern besteht.'

    Der Dekan will die Fußwaschung Jesu daher ins Heute übersetzen, indem er Kärtchen verteilt, mit deren Hilfe sich Familienangehörige 'Liebesdienste' erweisen. 'Aus Zeichen meiner Liebe zu dir . . .', wie darauf gedruckt ist, '´helfe ich dir im Haushalt´ oder ´male ich dir ein Bild´, können die Kirchgänger zum Beispiel ergänzen', so Ruchte.

    Schwer Freiwillige zu finden

    Die Diözese Augsburg, zu der das Dekanat Marktoberdorf gehört, empfiehlt, die Fußwaschung zu feiern, wo es Tradition und Umstände anraten. Diese sieht Ruhestandspfarrer Eduard Bayrhof, der den Gründonnerstags-Gottesdienst im Marktoberdorfer Stadtteil Thalhofen zelebriert, als nicht gegeben an. Gerade für ihn, der die Gemeinde nicht gut kennt, sei es schwer, Freiwillige dafür zu finden. 'Manche schämen sich', meint der 75-jährige Pfarrer. Andere hätten Hemmungen, den Altarraum zu betreten.

    In Thalhofen habe die Fußwaschung keine Tradition. Und nur wenn es keine Vorurteile gegen sie gebe, wenn die Kirchgänger voll dabei sind, 'ist die Fußwaschung ein wirkungsvolles Zeichen', betont Bayrhof. In dem 'für den Kulturkreis Fremden' sieht auch Obergünzburgs Pfarrer Johannes Huber ein Problem. Auch er unterstreicht jedoch das Zeichenhafte der Fußwaschung, das sie 'lohnend' mache: 'Es geht darum, dass die Christen einander so dienen sollen, wie Jesus seinen Jüngern diente.' Huber selbst führt die Fußwaschung aus pragmatischen Gründen nicht durch. 'Mein Vorgänger hat sie abgeschafft', sagt er. 'Wenn man mehrere Messen hintereinander halten muss, ist sie ein Zeitproblem.' Auch in Unterthingau, in Biessenhofen sowie in der Pfarreiengemeinschaft Stötten, zu der Remnatsried, Sulzschneid und Rettenbach gehören, gibt es sie nicht (mehr).

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