"Es läppert sich zam." Zufrieden lehnt sich Konrad Steigenberger am Küchentisch zurück: Seine Stromkosten sinken pro Jahr um geschätzt 66 Euro. Viel Geld, obwohl er und seine Frau ihre Lebensgewohnheiten nicht ändern müssen, weiter helles Licht und warmes Wasser haben. Nur einige Energiesparlampen und eine Zeitschaltuhr für den Warmwasserboiler hat ihnen Berater Wolfgang Schugg verordnet und gleich in die Wohnung "eingebaut" - kostenlos.
Den Stromsparcheck bietet das Sozial-Wirtschafts-Werk (SWW) für seine Mieter mit Unterstützung des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (Eza) an. Profitieren sollen einkommensschwächere Haushalte. Sie erhalten die Beratung kostenlos und anfangs sogar Energiespargeräte geschenkt. Im Rahmen des Projekts "Klimaschutz - Das Allgäu handelt" soll so der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid sinken. Nach dem Testlauf mit dem SWW will Eza-Geschäftsführer Martin Sambale das Angebot auch mit anderen Wohnungsgesellschaften umsetzen.
Beim Umdenken helfen
Konkret läuft die Untersuchung bei künftigen SWW-Wohnungen nicht anders ab als bei Familie Steigenberger in Sonthofen: Wolfgang Schugg vom SWW besucht Interessierte, prüft die Stromrechnung, besichtigt die Wohnung. Schnell erkennt er, ob der Verbrauch plausibel ist oder irgendwo Stromfresser verborgen sein müssen. Ein Messgerät hilft bei der Bewertung, ob eventuell ein neues Gerät günstiger arbeiten würde. Bei wem die Menschen den Strom kaufen, wäre bei einer Beratung von Eza nicht Thema. Doch Schugg kommt vom Vermieter und wird deshalb laut SWW-Geschäftsführer Martin Kaiser auch manchen Mieter auf die Möglichkeit eines Anbieterwechsels hinweisen. Das spart zwar keinen Strom, unter Umständen aber dennoch Geld.
"Nachhaltigkeit ist nicht einfach umsetzbar, sondern steht im Zielkonflikt zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem", erklärt SWW-Chef Kaiser das Engagement des Unternehmens. Man wolle den Menschen helfen umzudenken. Den Bedarf kennt er aus dem Verhalten etlicher Mieter: Wenn man Wohnungen saniere, seien manche von den neuen Bedingungen überfordert, überklebten beispielsweise nötige Lüftungsschlitze am Fenster mit Plastiktüten. Kaiser: "Da helfen keine Zettel, da hilft nur Beratung."
Mit beteiligt ist am Projekt der Hersteller Osram, der 2000 Energiesparlampen spendiert. "Wir wollen für Menschen, die sich das nicht leisten können, was Gutes tun", sagt Osram-Sprecherin Nadine Kleinert. Und man wolle mit Vorurteilen aufräumen - etwa, dass diese Lampen nur langsam hell würden. So manches verbreitete Vorurteil gegenüber Energiesparlampen beruhe nur darauf, dass Verbraucher eine Billiglampe gekauft haben, bestätigt Eza-Chef Sambale.
Dabei gebe es große Unterschiede gegenüber den Produkten von Markenherstellern.