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Swing hält jung

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    Von Gabriele Schroth Marktoberdorf Sie sind ein Phänomen, die Swing-Legenden Hugo Strasser, Max Greger und Ambros Seelos, die mit ihrer 'Swing Night' ein riesiges Publikum ins Modeon lockten. Zusammen mit der Seelos-Band träufelten sie ihren Anhängern wieder das gewisse süße Gift aus Evergreens, Schlagern und alten Jazz-Hits ins Ohr, und das Publikum feierte seine ewigen Nachkriegs-Swinghelden.

    Sie verbürgen selbst so etwas wie die ewige Jugend und Strahlkraft dieser Swing-Melodien, denn deren unbändiges Feuer lodert immer noch in den drei Musikerherzen. Sie haben sie wunderbar auf Trab gehalten, denn mit ihren 80 Jahren stehen die drei Altmeister auch heute noch bemerkenswert gut auf der Bühne. Vieles scheint inzwischen routinierte Show, und leider war ihr elektroniischer Soundmix so, als müssten sie eine ganze Fußballarena beschallen. Das achtköpfige Orchester Ambros Seelos transportierte ein allzu gleißend glattes Swing-Klischee, und auch die Rhythmus-Gruppe zeigte sich wenig flexibel. Dennoch verfügte die Band über glänzende Solisten. Sie behielt auch bis zum letzten 'When the saints go marchin’ in' ihre überbordende Spiellaune und sorgte für explosiven Swing-Glamour.

    Gespanntes Interesse

    Das gespannte Interesse richtete sich auf die drei Big Band-Leiter und Solisten, und sie verpassten der 'Swing Night' eine groß angelegte Steigerung. Schon bei Ambros Seelos versank das Publikum in süßer Nostalgie mit Schlagern wie 'Icecream' oder 'Blueberry Hill'. Aber er zog auch seine Klarinette hervor für den durch Louis Armstrong 1928 berühmt gewordenen 'Basin Street Blues' und zog das Publikum in Bann mit seinem weit ausschwingenden Sopransaxophon auf den Spuren von Sidney Bechets 'Summertime'. Das Geheimnis des Erfolges der drei Altmeister lag gerade in der Mischung aus populärer Musik und schönsten Jazz-Standards.

    Auch Hugo Strasser traf diesen nostalgischen Melodie-Nerv mit Titeln wie 'All of Me' oder dem Berliner Hit von 1937 'Bei mir bist du schoen'. Er konnte nach wie vor betören mit seinem großen, fülligen und schmelzenden Klarinettenton. Aber erst der Auftritt von Max Greger nach der Pause machte für das Publikum die Sensation perfekt, denn er transportiert immer noch etwas von jener gigantischen musikalischen Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit. Ein Hauch vom lange verbotenen Reiz der amerikanischen Musik wurde spürbar, die der AFN-Sender in München verbreitete und die in den amerikanischen Clubs gespielt wurde.

    Brillantes Kultstück

    Verklärt folgte das Publikum Gregers riesigen Tenorsax-Klängen voller drängender Rauheit, die er aber auch einhüllen kann in von Coleman Hawkins abgelauschter schimmernde, sinnliche Samtigkeit. Es konnte endlich wieder schwelgen in einem Evergreen-Melodienreigen zwischen 'Petite Fleur', 'Stardust' oder Glenn Millers 'Moonlight serenade'. Höhepunkte waren der Zusammenschluss von Max Greger, Hugo Strasser und Ambros Seelos zum Saxophon-Trio beim brillanten Kultstück 'In the Mood'. Doch nicht nur Glenn Miller huldigten die drei professionellen Musiker, sondern auch Duke Ellington als hinreißendes Klarinetten-Trio bei dessen tiefschwarzem 'Creole Love Call'. Die drei bayerischen Altmeister können immer noch zaubern.

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