Wie aus Reisknödel mit Seetang ein Missverständnis wird In ihrer Kolumne 'Doppelpass mit Nippon' schreibt die Japanerin Hiromi Tabe-Altvater über die Fußball-Weltmeisterschaft in ihrem Heimatland und in Südkorea. Die 44-jährige, die in Memmingen lebt, wird neben Sportlichem auch über Land, Leute und Kulinarisches in Fernost berichten. Nippon ist die japanische Bezeichnung für Japan. Der japanische Schriftzug in unserem Logo heißt übersetzt ebenfalls 'Doppelpass mit Nippon'.
Als unserer Sohn Daniel die fünfte Klasse besuchte, habe ich eines Tages von seinem Mitschüler einen Anruf bekommen. 'Kann ich mit Sushi sprechen?' 'Wie bitte?' 'Sushi! Ach, ich meine Daniel'. Der Grund: Beim ersten Wandertag hatte er Reisknödel mit Seetang mitgenommen. Seitdem heißt er bei seinen Mitschülern 'Sushi'. Eigentlich war das gar kein Sushi. (Reis ist für Japaner ein Grundnahrungsmittel und der Reiskochapparat ist bei mir fast jeden Tag im Einsatz.).
Sushi ist ein Begriff für Delikatessen aus fein gesäuertem Reis. Genauer gesagt: mit Reisessig. Und der Reis darf auch nicht irgendein Reis sein, sondern Rundkornreis wie Sasanishiki. Es gibt so viele Arten von Sushi: Nigirisushi (handgeformter Sushireis mit frischem Fisch, Muscheln und Ähnlichem belegt), Chirashisushi (Hausfrauenart), Inarisushi (Sushireis in einer gebackenen Tofu-Tasche), Makisushi (Sushireisroulade mit Seetang und Einlage). Kenner essen es natürlich mit Wasabi und Sojasoße. Wasabi ist grüner japanischer Meerrettich. Sushi, das bei vielen ein Schlagwort für Nigirisushi ist, entstand in Tokio. Es ging weiter nach Osaka, von wo es sich ins ganze Japan verbreitete. Im Ausland nimmt heute die Vorliebe für japanisches Essen rapide zu; auch in Memmingen.
In Japan findet man Sushi-Lokale von Okinawa bis Hokkaido fast überall. Sapporo ist bekannt für seine Lachse und Riesenkrabben. Sushi ist von Ort zu Ort und je nach der Saison vielfältig, weil Japan vom Meer umgeben ist, das besonders fischreich ist. Trotzdem muss Sushineta (Sushi-Belag) nicht immer aus dem Meer sein. Vegetarier entdecken neue Geschmacksrichtungen wie mit Avocado oder Aloe. Der Fantasie sind kein Grenzen gesetzt. Wie wäre es mit einer Sushi-Memmingen-Rolle oder einem Allgäu-Sushi?
Ob die deutsche Nationalmannschaft schon echtes Sushi probiert hat? Oder bevorzugt sie Bratwurst mit Sauerkraut nach japanischer Art? Oder nimmt sie allen Mut zusammen, um meeresfrische Fische zu essen?
P. S.: Ganz nebenbei bemerkt: Japaner essen kein Hundefleisch, niemals