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Südsee, Mythen und Gefahren

Obergünzburg

Südsee, Mythen und Gefahren

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    "Südsee unter Segeln" - das klingt nach Urlaub, tiefblauem Meer und romantischen Inselbildern. Die Völkerkundler Martina Kleinert und Dr. Thorolf Lipp haben das Meer und die Inseln bereist. Ihr Bilder- und Filmvortrag im Festzelt der Obergünzburger Südseesammlung führte jedoch in kein Touristenidyll, sondern auf eine waghalsige Forschungsreise.

    In einem fast zweijährigen Abenteuer haben die Beiden den Pazifik über 6500 Seemeilen mit ihrer Zehn-Meter-Segelyacht "Panta rei" befahren. Von August 2001 bis Mai 2003 besuchten sie Insel um Insel. 200 Stunden Filmmaterial brachten sie zurück. Daraus entstanden die "Mythen der Südsee", eine fünfteilige Filmreihe des Bayerischen Rundfunks.

    Anstatt in einer vier- bis fünfköpfigen Filmcrew die Zielorte Samoa, Fidschi, Vanuatu oder Papua-Neuguinea anzufliegen und dort für eine beschränkte Drehzeit im Hotel zu leben, hatten sich Kleinert und Lipp entschlossen, die Mittel für das Projekt vor allem in Zeit für ihre Arbeit zu stecken. Sie filmten zu zweit, "wahre Knochenarbeit", so Lipp. Und sie entschieden sich, sich selbst den Lebensbedingungen des Pazifik auszusetzen. Sie kauften ein Segelschiff - noch ohne geübte Segler zu sein.

    Im Schnelldurchgang lernten sie am Chiemsee Segeln. Als vollkommen unerfahrene Skipper stachen sie, ausgerüstet mit Funkradio und GPS, von Neuirland aus in See.

    "Ich würde es heute wieder so machen - wenn ich nicht wüsste, was mir bevorsteht ", so Lipp. Starke Seekrankheit, schweres Wetter, die Wellen vier Meter hoch, Gewitter und Blitzeinschlag auf hoher See. Dem Publikum schauderte es. Die Windfahnensteuerung brach, das Focksegel riss, im Gewittersturm brach der hölzerne Bugspriet.

    Unbeirrt führte der Weg von Kleinert und Lipp von Station zu Station. Mythen der Einheimischen anzuhören, nachzuerzählen und zu verfilmen war das erklärte Ziel ihrer Reise: "Mythen sind Geschichten, die die Gesellschaft zusammenhalten."

    Turmspringen und Haifrufen

    Auch wenn Kleinert und Lipp an ursprünglichen Plätzen drehten: "Die Südsee ist im 21. Jahrhundert angekommen". So sei auf Ifaluk westliche Kleidung zwar verboten, doch gebe es dort zugleich Schulen mit Computern und Internet. Mehrere Monate lebten die Ethnologen in Bunlap auf der Insel Pentecost im Staat Vanuatu. Das Turmspringen der Sa wurde dokumentiert, eine Hochzeit gefilmt.

    Das "Hairufen" führte Kleinert und Lipp nach Papua-Neuguinea. Es sei ein Ritual, wurde erklärt, eine Art von Magie, die den Hai, den der Fischer zu fangen versucht, mit Hairasseln oder dem Ruf eines Schneckenhorns anlockt. "Der Hai kommt und geht. Wir müssen dafür sorgen, dass er bleibt ", sagt der erfahrene Rufer im Film "Göttliche Gaben", den die Beiden im Rahmen des Vortrags zeigten. Der Mythos, in starke Bilder gebannt, entwickelt darin einen eigenen Zauber.

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