"Da drüben", sagt Christine Weywara und zeigt auf eine Handvoll winziger Häuser hoch am gegenüberliegenden Hang, "da drüben ziehen wir hin". Drüben - das ist der Ortsteil Hinterberg mit dem Hubertushof, dem langjährigen Refugium für erholungsbedürftige Hamburger Großstadt-Kinder. Wir - das ist der "Alpenhof", das Mutter-und-Kind-Kurheim in Kranzegg. Anfang kommenden Jahres will Heimleiterin Weywara ihre Schützlinge in Hinterberg begrüßen. Das nach einem Brand wieder aufgebaute Holzhaus wird den Speisesaal sowie die Räume für Kinderbetreuung und Therapie aufnehmen. An Stelle der alten Turnhalle direkt daneben entsteht ein Neubau mit 23 Appartements.
Und aus dem Hubertushof wird der Alpenhof, denn dieser hat "deutschlandweit einen Namen", erklärt Christine Weywara. Die 44-jährige Wirtschaftsingenieurin, seit drei Jahren Geschäftsführerin der gemeinnützigen Trägergesellschaft, hat 2002 die Leitung für ein Haus übernommen, das als das einzige anthroposophisch ausgerichtete Mutter-Kind-Heim in der Bundesrepublik gilt. "Die Mütter, die hierher kommen, suchen sich gezielt den Alpenhof aus oder folgen einer Empfehlung ihres Arztes", weiß die Chefin. So wie Judith Steffens (39) aus der Pfalz, die hier mit zwei ihrer vier Kinder auf "Seelenbalsam" hofft. Die alleinerziehende Lehrerin wollte ausdrücklich nach Kranzegg. "Es ist wunderbar!" - Steffens schätzt den Blick in die Ferne und das Geborgene in den Tälern, hier findet sie "Ruhe und Rhythmus".
Seit 1997, erläutert Weywara, richten sich Therapie und die medizinische Betreuung nach den Grundlagen Rudolf Steiners, die Kinderbetreuung orientiert sich an der Waldorfpädagogik. "Der Mensch, ob Mutter oder Kind, steht im Vordergrund". Die körperlichen Beschwerden bei den Erwachsenen reichen von Infektanfälligkeiten, Kopf-, Rücken- und Gliederschmerzen bis zu Atemwegs- und Hauterkrankungen, zu den psychischen Problemen gehören Schlafstörungen, Depressionen und Reizbarkeit. Aber auch die Kinder sind zunehmend kurbedürftig- waren es früher etwa zehn Prozent der Patienten im "Alpenhof, seien es heute bis zu 80 Prozent, so Weywara. Haut- und Atemwegsprobleme sowie Entwicklungsstörungen stehen im Vordergrund.
Ein Team von 30 Mitarbeitern, darunter Ärzte, Pädagogen, Masseurinnen, Krankenschwestern, Kunst- und Musiktherapeuten, kümmern sich um die rund 60 Erholungssuchenden aus allen Alters- und Lebensschichten.
Der Umzug nach Hinterberg ist unumgänglich. "Das Haus wird den Anforderungen nicht mehr gerecht", sagt Christine Weywara. Nach einer Alternative gesucht hat sie bereits seit mehreren Jahren. "Aber wir wollten in der Ecke und auch in der Höhe bleiben", beschreibt Weywara die Schwierigkeiten. Der Hubertushof gegenüber auf über 1000 Metern kam da wie gerufen.