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Strrrrike Wenn Günther Hofmann aus Sulzberg an die Bowling-Bahn tritt, will man kein Pin sein

Sport

Strrrrike Wenn Günther Hofmann aus Sulzberg an die Bowling-Bahn tritt, will man kein Pin sein

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    Strrrrike  Wenn Günther Hofmann aus Sulzberg an die Bowling-Bahn tritt, will man kein Pin sein
    Strrrrike Wenn Günther Hofmann aus Sulzberg an die Bowling-Bahn tritt, will man kein Pin sein Foto: Michalik

    Knapp sieben Kilo schwer, auf Hochglanz poliert und jede Menge Umdrehungen – in den richtigen Händen. Auf knapp 18 Metern saust der Bowlingball seinem Ziel entgegen. Bowler Günter Hofmann sieht zu, wie die Pins fallen.

    Backend, Foul-Line, Spares und Strikes. Richtig, es geht um Bowling, die US-Variante des Kegelns. Das Vokabular mutet so speziell an wie die Nischensportart selbst. Was für Außenstehende etwas eintönig aussieht – Personen, die immer wieder auf Holzaufsteller werfen – ist in Wirklichkeit ein komplexer Sport.

    So sieht es Günther Hofmann aus Sulzberg, der seit acht Jahren regelmäßig bowlen geht. Auf gut acht Stunden Training in der Woche kommt er dabei schon. Das Prinzip ist immer das gleiche: "Man läuft an, normalerweise mit vier oder fünf Schritten, und gibt gleichmäßig den Ball ab."

    Im Idealfall räumt der Ball danach alle zehn Pins (Kegel) von der Bahn und erzielt damit einen sogenannten Strike. Sollten nach dem ersten Wurf noch ein oder mehrere Pins stehen, darf der Bowler nochmal werfen und versuchen, im zweiten Anlauf zu räumen. Schafft er es, hat er einen Spare. Ein komplettes Spiel besteht aus bis zu zwölf solcher Durchgänge. Ziel ist es, so viele Strikes wie möglich in Folge zu erzielen.

    Vom Wischen zum Werfen

    Für Hofmann, Vereinsmeister des Bowling-Sport-Vereins Ulm/Neu-Ulm, steckt "sehr viel Technik" dahinter. Das beginnt bereits vor dem Spiel, wenn er mit Wischmob und Reinigungsmittel bewaffnet vor die Bahn tritt. Das Putz-Ritual mag dem nicht eingeweihten Außenstehenden kurios vorkommen, hat jedoch seinen Sinn: "Der große Unterschied zum Kegeln ist, dass Bowlingschuhe eine glatte Sohle haben und man beim letzten Bereich vom Anlauf in die Abgabe hineinrutscht. Man steht nicht fest wie beim Kegeln, daher braucht man einen glatten Anlauf, dass wir gut rutschen können."

    Besonders wichtig für das eigene Spiel ist eine vernünftige Motorik. "Anlauf und Abgabe sollten harmonisch ablaufen, sonst funktioniert es einfach nicht." Gute Körperbeherrschung und eine ordentliche Konstitution zählen daher zu den Voraussetzungen, die ein Bowler mitbringen sollte. Anfängern rät Hofmann, auf den rutschigen Anlauf aufzupassen und "relativ gerade in die Mitte zu schießen".

    Wer dem 51-Jährigen beim Spielen zusieht, merkt allerdings schnell, dass sein Ball alles andere als gerade in die Pins rollt. Hofmann beschreibt es als "die Technik mit dem Spinwurf, dass Bälle einen unheimlichen Drall entwickeln".

    Warum gerade spielen, wenn es auch ein Bogen sein kann?

    Mit Drall spielen heißt, dass der Ball auf seinem Weg zu den Pins einen Bogen beschreibt. Erzeugt wird diese Laufbahn durch ein Zusammenspiel von Technik und Material. Für einen Bogenball müssen Mittel- und Ringfinger im Moment der Abgabe in einer Aufwärtsbewegung aus dem Ball gleiten. Am Ende sollte die Hand des Spielers einen Handschlag beschreiben. Wenn das gelingt, rutscht der Ball rotierend über die Bahn.

    Ohne den richtigen Ball nützt dies jedoch wenig: "Diese Kugeln, die hier als Hauskugeln liegen, mit denen kann man fast keinen Drall spielen." Nötig ist ein Ball mit einer speziellen Oberfläche und einem Kern.

    Weil beim Bowling zur Schonung der Bahn Öl aufgetragen wird, braucht der Ball eine Oberfläche, die für den nötigen Grip sorgt. So wird verhindert, dass der Ball komplett durchrutscht. Der sogenannte Kern befindet sich im Innern des Balles und sorgt mit seinem asymmetrischen Aufbau für eine Unwucht.

    Sobald die Balloberfläche auf der Bahn greift, schlägt die Rotation durch den Kern "in die Wucht des Dralls um", erklärt Hofmann. Spielt man geradeaus, fehlt diese Dynamik und die Chance auf einen Strike sinkt.

    Maßgeschneiderte Bälle

    Und was, wenn man den 'Dreh' raus hat? Dann halten "verschiedene Bahnverhältnisse es recht anspruchsvoll und abwechslungsreich". Denn die besondere Herausforderung beim Bowling ergibt sich aus den immer wieder wechselnden Ölbildern, also der Art wie die Bahn geölt ist. "Bei Bowlingbahnen ist jede Bahn anders, durch die Ölungen kann es jedes Mal komplett anders sein."

    Ohne das richtige Equipment steht man bei der "Materialschlacht" Bowling schnell vor Problemen. Hofmann empfiehlt "mindestens zwei Bälle, einen als Spareball zum Räumen und einen zum Anschießen als Strikeball". Natürlich maßgeschneidert auf die eigene Hand, damit die Bälle "auch wirklich optimal in der Hand liegen".

    Ergänzt wird seine Ausrüstung durch Schuhe mit "Wechselsohlen mit verschiedenen Glättestufen, je nach Belag der Bahn oder der Sauberkeit des Anlaufs". Übertreiben will er es mit der Liebe zu seiner Ausrüstung aber doch nicht, seinen Ball liebt Hofmann nur dann, "wenn's ein gutes Spiel war. Sonst wird er weggelegt und ein anderer genommen", sagt er und lacht.

    Ein Sport bis ins hohe Alter

    In seinem Heimatcenter, dem BigBowl in Kempten, hängen über den Bahnen Schilder mit den jeweiligen Bahnrekorden. Auf einigen davon liest sich 'Günther H. – 300'. Die Zahl 300 steht für ein perfektes Spiel: "Das sind zwölf Strikes, also zwölfmal aufs erste Mal alle Pins abräumen hintereinander." Selbst für ihn ist das eine absolute Ausnahme. "Viele schaffen es gar nie in ihrem Leben, ich hab jetzt vier oder fünf gespielt, aber da ist jedes schon was Besonderes."

    Trotz aller Rekorde bleibt Bowling für Günther Hofmann ein Hobby und Ausgleich zum Beruf. Bowling als Sport "den man bis ins hohe Alter machen kann. Das ist der Vorteil", erzählt er und grinst. Für das nächste Jahr hat er sich vorgenommen, Bayerischer Meister zu werden.

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