Burn-out, Depressionen, seelische Erschöpfung - das sind Begriffe, über die man nur ungern spricht. In einem äußerst gut besuchten Vortrag im Bezirkskrankenhaus Kempten (BKH) erläuterte Ärztlicher Direktor, Professor Dr.Peter Brieger, im Rahmen der Tage der seelischen Gesundheit, was hinter diesen Begriffen steckt.
Mit medizinischer Psychiatrie, so Brieger, lasse sich das Burn-out-Syndrom kaum definieren. Erst seit ungefähr zehn Jahren tauche dieser Begriff auf. Der US-Amerikaner Freudenberger bezeichnet damit emotionale Erschöpfung, den Hang zu Zynismus, Respektlosigkeit und Leistungsminderung und sprach auch sozial-privat von Hyperaktivität und Nervosität.
Anders als bei Depressionen tauge der Begriff Burn-out zu wenig für eine medizinische Diagnose, da es keine empirisch verwertbaren Daten gebe. Lediglich einige Verhaltensformen seien bei Burn-out und Depression gleich einzustufen. Doch "Depression ist mehr als Burn-out und Erschöpfungszustand".
Hier gebe es biologische, biografische, soziale und berufliche Ursachen und es gehe nicht um die Frage "verdiene ich 150 Euro mehr oder muss ich beruflich zurückstehen". Depressionen seien behandelbar - durch Psychiater oder Psychoanalytiker und in der Psychiatrie meist kombiniert mit Medikamenten. Unter Depressionen leiden laut Brieger 75 Prozent Frauen. Bei Männern zeigten sich dagegen mehr Aufregungen über Kleinigkeiten, schlechte Beherrschung und mehr Alkoholkonsum. Doch komme es bei ihnen häufig zum Gefühl des Ausgebranntseins ("Ich schaff das alles gar nicht mehr").
Zur Vorsorge müsse man Stressquellen identifizieren und beherrschen. Wichtig sei auch eine gesunde Lebensführung. Betroffene sollten versuchen, einen langsameren Lebensrhythmus zu finden. Regelmäßiger langer Schlaf und ausgleichende Bewegung (Sport) könnten ebenso helfen wie der sinnvolle Umgang mit Genussmitteln (Alkohol, Nikotin, Koffein) sowie eine ausgewogene Ernährung. Wichtig seien auch Entspannungsübungen wie autogenes Training und progressive Muskelentspannung. Weiterhin nutze ein effektives Zeitmanagement, soziale Unterstützung durch Familie und Freunde, Freizeitgestaltung und die Reflexion über die Einstellung zur Arbeit.
Keine Modeerscheinung
Aber Depressionen seien keine Modeerscheinung, sondern es gab sie immer schon, betonte Brieger. Keine konkrete Therapie gebe es freilich bei Burn-out, aber als Teil der Depression könne dieses Symptom durchaus erkannt und behandelt werden.