Immenstädter Handel unter der Lupe Von Hanna Spengler Immenstadt Wer kennt das nicht? Vier Stunden Zeit und draußen Regen. Hinzu kommt: Hose zu eng, Schuhe kaputt und 100 Mark zu viel im Geldbeutel. Ideale Voraussetzungen, die Einkaufswelt in Immenstadt einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Klein, aber fein, so empfinden die meisten Besucher das Einkaufsangebot im Städtle. Einkaufsmeilen à la Kudamm darf man hier natürlich nicht erwarten. Wer aber Wert auf persönliche Beratung legt und kleinere Fachgeschäfte bevorzugt, der kann durchaus fündig werden, sind sich die meisten Kunden einig. Linda Ditterich aus Immenstadt ist von den Einkaufsmöglichkeiten begeistert: Hier findet man Spitzenläden für jeden Bereich. Für die Größe dieser Stadt ist das Angebot hervorragend. Auch Urlauber Heino Kückens aus Oldenburg zeigt sich mit der Einkaufssituation sichtlich zufrieden. Der Zuwachs an Geschäften in den vergangenen zehn Jahren sei enorm. Den wüssten vor allem Kunden aus größeren Städten zu schätzen, verrät Modehausinhaber Frank Häusler. Die Städter kommen zu uns aufs Land, um in ruhiger und stressfreier Atmosphäre bummeln zu könen. Doch Geschmack hat seinen Preis. Gerade für junge Leute sei das Geld ein wichtiges Kriterium. Stilvolle Sachen zu günstigen Preisen, so Christiane Hermann auf ihrem Bummel, findet man in Immenstadt nur schwer.
Sie kauft ihre Kleidung deshalb lieber in einer größeren Stadt. Und für die spricht auch noch etwas ganz anderes: Wer lieber anonym und ungesehen einkaufen gehen möchte, weiß Marianne Bufler, Inhaberin des Herrenmodegeschäfts Bufler, der erledigt seine Einkäufe eher in Kempten. Manche Leute meinen noch, dass man aus einem Geschäft nicht rausgehen kann, ohne was zu kaufen. Bei uns ist jeder willkommen, auch wenn er nur schauen möchte. Als Manko empfinden viele Kunden die Öffnungszeiten: Ich möchte nicht um 7 Uhr morgens, sondern um 7 Uhr abends einkaufen gehen, beschwert sich Manfred Schmidt. Auch das Fehlen eines großen Kaufhauses erleben einige Kunden als Mangel. Angst verbreitet beim Einzelhandel deswegen auch der Bau des großen Erlebnis- und Einkaufszentrums in Kempten. Dass der Einzelhandel nur mit Qualität, nicht aber mit Masse dagegensetzen kann, hat man in Immenstadt schon lange erkannt. Abheben kann man sich nicht mehr durch Ware, eher durch Service und Kompetenz, gibt Daniela Höpfl vom Modehaus Wagner zu bedenken. Frank Häusler sieht den Bau in Kempten sogar als Chance für den Immenstädter Einzelhandel: Der Konkurrenzkampf dient uns doch zur Profilierung. In Kempten wird eine künstliche Einkaufswelt geschaffen. Sie ist nicht gewachsen wie bei uns. Einkaufszentren entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist, der Trend geht hin zu einem Denken in kleineren Einheiten. Befragt man Immenstädter, so schätzen diese neben der fachkompeten Beratung vor allem den persönlichen Umgang mit den Einzelhändlern. In Stuttgart findet man eine so freundliche Bedienung wie hier nur höchst selten, beteuert Lore Birkenmaier. Und auch Egon Maier aus Kiel ist mit Immenstadt als Einkaufsstadt zufrieden. Keine Mängel, nein, nur die Straßen sind ein wenig zu eng.