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Streit um die Steinemeyer-Orgel

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Streit um die Steinemeyer-Orgel

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    Weiler | ins | In Weiler wird seit Monaten über die Orgel diskutiert - und zwar durchaus kontrovers. Es geht um die Frage, ob die alte Steinmeyer-Orgel in St. Blasius noch zu retten ist und ob sie den Aufwand lohnt, oder ob es nicht sinnvoller ist, ein neues Instrument zu kaufen. Bei der Entscheidung hat das Landesamt für Denkmalpflege ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Und dieses sagt klar: Dem im Jahr 1897/98 gebauten Instrument kommt 'über die Region hinaus besondere denkmalpflegerische Bedeutung zu', wie es in einer Beurteilung des Amtes heißt. Sprich: Die Orgel muss erhalten bleiben.

    Sicht der Pfarrgemeinde

    Vertreter der Pfarrgemeinde und des Fördervereins 'Orgelfreunde' sind der Meinung, dass eine Restaurierung ihres wertvollen Instruments nicht finanzierbar sei. Sie verweisen auf massive Holzwurmschäden und teure Reparaturen. Deshalb wurde schon im Jahr 2004 ein Antrag gestellt, sich den Bau einer neuen Orgel aus Weißtanne auf der Empore - unter Verwendung von Teilen der alten - mit Leader-Geldern fördern zu lassen. Im April 2005 erhielt sie den Bewilligungsbescheid. Von 310 000 Euro Kosten könnte knapp die Hälfte aus dem EU-Topf finanziert werden.

    Sicht der Denkmalpfleger

    Dieser Plan der Pfarrei kommt laut Dr. Hildegard Sahler vom Landesdenkmalamt 'einer Zerstörung des Instrumentes' gleich. Das Landratsamt als untere Denkmalschutzbehörde schließt sich dieser Einschätzung an. Der zuständige Jurist Tobias Walch sagt: 'Die Orgel ist ein klassifiziertes Denkmal.' Denkmalamt sowie Landrat Dr. Eduard Leifert haben sich deshalb für eine großzügige Bezuschussung der Restaurierung eingesetzt mit dem Ziel, die erhofften Leader-Gelder durch andere Zuwendungen auszugleichen. Mit Erfolg, wie Hildegard Sahler sagt.

    Inzwischen liegt ein Finanzplan vor, laut dem von den Gesamtkosten für die fachgerechte Restaurierung (rund 300 000 Euro) nur knapp zwei Drittel an der Pfarrei hängen bleiben würden. Bezirk, Landkreis, Bayerische Landesstiftung, Diözese Augsburg sowie der Markt Weiler-Simmerberg würden laut dieser Aufstellung ihre Beiträge leisten.

    Spenden nur für den Neubau

    Pfarrer Rudolf Sinz hat inzwischen beim Marktgemeinderat Weiler-Simmerberg einen Zuschussantrag für die Orgelrestaurierung gestellt und ihm den oben genannten Finanzierungsplan beigelegt. In seinem Anschreiben an Bürgermeister Karl-Heinz Rudolph jedoch deutet er an, dass die Pfarrei ihr Orgel-Denkmal gar nicht restaurieren will: 'Bei der Versammlung der Orgelfreunde kam eindeutig zum Ausdruck, dass für die Restaurierung der alten Orgel keine Mittel zur Verfügung stehen.' Denn die Orgelfreunde hätten in der Meinung gespendet, dass ein neues Instrument angeschafft werde. Abschließend nennt Sinz die neueste Orgel-Variante der Pfarrei: Eine fahrbare Chororgel aus Weißtanne.

    In seiner Sitzung am Montag lehnte der Rat den Zuschussantrag ab. Mit der Begründung, im Haushalt kein Geld eingestellt zu haben. Im Gespräch mit unserer Zeitung begründete Bürgermeister Karl-Heinz Rudolph: 'Wir wollten uns salomonisch raushalten. Was immer wir in dieser Sache tun, ist falsch - entweder für das Denkmalamts oder für die Pfarrei.' Außerdem sei die politische Gemeinde zu Fachgesprächen nie eingeladen worden.

    Am Zuschuss der Gemeinde hängt jedoch die gesamte Restaurierung. Denn die anderen Förderstellen machen ihre Beteiligung davon abhängig. Hierzu meint Rudolph: 'Der Beschluss soll nicht heißen, dass wir nicht zu einem anderen Zeitpunkt Geld zur Verfügung stellen. Wir wollten den Beteiligten Zeit geben, weiter zu kommunizieren.'

    Zeit jedoch, so betont Bruno Bernhard, hat die Pfarrei St. Blasius nicht. Bernhard ist Mitglied bei den Orgelfreunden und beruflich als Mitarbeiter des Amtes für Landwirtschaft in Kempten befasst mit der Vergabe der Leader-Mittel. Bis Mitte 2008 müsste die Orgel fertiggestellt sein, damit die Leader-Gelder fließen. Die Zuschuss-Zusagen der Denkmalpfleger hält er für 'Luftnummern'. Deshalb plädiert er für ein neues Instrument: 'Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.' Der Oberste Denkmalschützer Bayerns, Generalkonservator Professor Dr. Johannes Egon Greipl, widerspricht Bernhards Unterstellungen: 'Ich mache keine leeren Versprechungen.'

    Den Spatz jedenfalls glaubt die Pfarrei in der Hand zu haben. Denn drei Tage, nachdem der Marktgemeinderat den Zuschussantrag abgelehnt hatte, lag bereits der geänderte-Bewilligungsbescheid von der Leader-Förderstelle in Kempten vor: Demnach stehen auch für eine Chororgel 150 000 Euro Zuschussgelder zur Verfügung.

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