Es werde viel geredet in Lechbruck, doch richtig vorwärts gehe nichts in der Flößergemeinde: Diesen öffentlichen Vorwurf hat die Lechbrucker CSU unter ihrem Vorsitzenden Ernst Weindl in jüngster Zeit mehrfach an Bürgermeister Helmut Angl gerichtet. Als Beispiel nennt Weindl etwa das Hallenbad oder die Alte Schule. Für Letztere habe Angl mehrfach einen Investor angekündigt - doch das habe sich nur als heiße Luft erwiesen.
In der Tat zählt die Alte Schule, deren Abriss der Gemeinderat im Januar 2010 nochmals um ein Jahr hinausgeschoben hat (wir berichteten), zu den größten Sorgenkindern der Gemeinde. Stillstand pur also im Lechbrucker Ortskern?
"Blödsinn", winkt Bürgermeister Angl ab. "Es gibt einen konkreten Interessenten mit einem touristischen Nutzungskonzept." Geplant sei, die Alte Schule abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Knackpunkt dabei seien die Banken: "Der einheimische Investor kann das Projekt nur mit einem Darlehen stemmen." Doch das sei derzeit kaum zu bekommen.
"Ich war sogar schon beim Landratsamt und habe um Unterstützung gebeten", so Angl. Kurzum: "Ich habe hier keine leeren Versprechungen gemacht", vielmehr seien realistische Zeitpläne immer wieder ausgehebelt worden. Dabei sei ein weiteres hotelähnliches Angebot in der viertgrößten Tourismusgemeinde des Ostallgäus (220000 Übernachtungen jährlich) überfällig.
Und das alte Hallenbad, das seit vier Jahren vor sich hin modert? "Unser Wunsch wäre, das Bad in einen Hotelbau zu integrieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen", erläutert Angl. Schon mehrfach habe er mit Interessenten gesprochen - "doch das sind fast immer nur Vermittler, die Ideen verkaufen wollen". Einzige Ausnahme sei ein Gespräch mit Vertretern des Reiseanbieters TUI gewesen. Doch der Traum vom Robinson-Club in Lechbruck sei leider geplatzt.
Eine Wiederinbetriebnahme des Bades sei "höchst wünschenswert", für die Gemeinde aber nicht finanzierbar, erinnert Angl an das frühere Defizit von 200000 Euro im Jahr. Zumal man zuerst Technik und Innenleben genau begutachten müsste. "Das kostet Minimum 30000 Euro"
Vorwurf "völlig daneben"
Als "völlig daneben" stuft der Rathauschef den hinter vorgehaltener Hand geäußerten Vorwurf ein, beim Darlehen für die Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Dächern habe er einem Rats-Beschluss zuwider gehandelt und etwas "gemauschelt". Hintergrund: Bei der Finanzierung des rund eine Million Euro teuren Vorhabens war zusätzlich zum regulären Darlehen auch ein Bausparvertrag abgeschlossen worden, um nach Zuteilungsreife den Kredit abzulösen.
"Der Kreditgeber hat hier etwas durcheinander gebracht - und zwar zu seinen Ungunsten", erläutert Angl. Nur deshalb sei der Bausparvertrag ins Spiel gekommen. Der Fehler beschere der Gemeinde den günstigen Zinssatz von 3,26 Prozent und damit eine Einsparung von 25000 Euro. "Hier wurde nichts getrickst", betont Angl. Im Gegenteil: Er selbst habe sicherheitshalber die örtliche Rechnungsprüfung und die Kommunalaufsicht am Landratsamt eingebunden. Deren Verantwortlicher Ralf Kinkel bestätigt, dass alles korrekt zugegangen sei. "Der Gemeinde ist kein Schaden entstanden", unterstreicht er. Und ein weiterer Ratsbeschluss sei für den Bausparvertrag nicht nötig gewesen.