Kaufbeurer Faschingsnummer mit Politikerpuppen kommt bundesweit an Am Sonntag im ZDF Kaufbeuren/Bonn (rod). Dass Politiker Marionetten sind, glauben viele Leute. Wie man sie am besten fernsteuert, das zeigt Stefan Seidel in seiner Bühnennummer. Er tanzt und lässt dabei die (Politiker-)Puppen tanzen. Mit dieser Nummer stand Seidel vor drei Jahren erstmals bei Aufbruch-Umbruch auf der Bühne. Inzwischen hat auch das Fernsehen den Gag entdeckt. Am Sonntag tritt Seidel in der Gala-Show 'Überall ist Karneval' im ZDF auf.
Die Karnevalskarriere des 30-Jährigen begann 1994, als er Kaufbeurer Faschingsprinz wurde. Stefan I. gründete im selben Jahr die Männergarde, die seither auch bei den Aufbruch-Umbruch-Abenden auftrat. Vor drei Jahren sah er eine Nummer im Fernsehen, an der Puppen an Stangen geführt werden. Einen solchen Tanz wollte er auch einmal probieren. So bastelte sich Seidel ein Gestell aus Plastikrohren, an dem er vier Puppen befestigte. Die vier Herren bestehen aus einem ausgestopften Anzug, auf den Köpfen befinden sich die Masken bekannter Politiker. Damals waren es Kohl, Fischer, Genscher und Waigel. Die letzten beiden hat er mittlerweile durch Schröder und Clinton ausgetauscht. Die Haltestangen hat Seidel an Fuß, Knie, Schulter und Hand befestigt. Dadurch machen die vier Puppen jede seiner Bewegungen mit. Wenn der sportliche junge Mann zu dem Pop-Hit 'Y. M. C. A.' tanzt, dann tanzen auch die Puppen.
Für Fernsehen entdeckt
Die Nummer kam damals nicht nur beim Kaufbeurer Publikum an. Seidel brachte sie als Einlage bei der Haupttagung des Bayerisch-Schwäbischen Faschingsverbandes. 'Einige wichtige Präsidenten sahen es und wollten es haben', erzählt er. So sprach sich die Stangennummer in Karnevalskreisen schnell herum. Immer wieder wurde Seidel zu Auftritten eingeladen, zuletzt in Aachen und Köln. Dort wurde er für den Fernsehkarneval entdeckt.
Vor zwei Wochen lud ihn das ZDF zu Aufnahmen ins Bonner Hotel Maritim ein. Dort organisierte der Sender vor 2000 Besuchern eine Prunksitzung, garniert mit Auftritten von Künstlern aus ganz Deutschland. Seidels Eindruck von der Profibühne: 'Das läuft auch nicht anders ab als bei Aufbruch-Umbruch, zum Teil sogar noch chaotischer.'
Dennoch sei es eine ganz neue Erfahrung gewesen, vor der Kamera zu tanzen. Vier Minuten dauert das Lied. Eine lange Zeit für einen Tänzer, der gleichzeitig eine 50 Kilo schwere Puppencombo über die Bühne schwingen muss. 'Danach ist Ende, da schaff ich keine Zugabe mehr', gesteht Seidel. Anschließend seien Publikum und Produzent gleichermaßen begeistert gewesen, erzählt er. 'Dass das so einschlägt, hätte ich nie gedacht.'
Die meiste Freizeit steckt Seidel in die Auftritte mit der Männergarde, die häufig auch privat bei Geburtstagen oder Hochzeiten gebucht wird. Zur Zeit wird kräftig für den Auftritt bei Aufbruch-Umbruch trainiert, der in einem Monat beginnt. Wie die neue Nummer aussieht, wird aber nicht verraten.
i Die Sendung 'Überall ist Karneval' wird vom ZDF am Sonntag, 23. Januar, um 20.15 Uhr ausgestrahlt.