Im Allgäu ist die Liebe zum Motorrad groß. Hier sind deutlich mehr Bikes pro 1.000 Einwohner zugelassen als im bundesweiten Durchschnitt. Doch vor allem am Beginn der Zwei-Rad-Saison herrscht eine erhöhte Unfallgefahr. Christian Hegemann, Mitglied des Regionalvorstandes und der Motorradstaffel der Johanniter in Bayerisch Schwaben, erklärt, warum das so ist. „Durch den vielen Regen, der die Straßen nicht nur nass macht, sondern auch Split oder Erdreich auf die Straße spült, ist hier die Sturzgefahr sehr hoch.“
Autofahrer müssen sich erst wieder an Motorradfahrer gewöhnen
Doch die größte Gefahr geht von einer ganz anderen Seite aus: Mehr als die Hälfte aller Motorradunfälle werden von Autofahrern verursacht. „Autofahrer müssen sich nach den Wintermonaten erst wieder an die leicht zu übersehenden Motorräder gewöhnen", so Hegemann. "Ein Schulterblick beim Spurwechsel kann viele Unfälle vermeiden. Ganz wichtig ist, dass Autofahrer vor dem Abbiegen oder beim Spurwechsel rechtzeitig blinken. Für Motorrad- wie Autofahrer gilt: Auf kurvigen Straßen unbedingt auf der eigenen Spur bleiben."
Nur mit geeigneter Schutzkleidung aufs Motorrad
Kracht es allerdings doch, sind Knochenbrüche, schwere Hautabschürfungen oder Nervenverletzungen, die zu Lähmungen führen können, typische Verletzungen bei Motorradunfällen. Deswegen sollte jeder Motorradfahrer geeignete Schutzkleidung tragen, rät die Johanniter-Unfall-Hilfe . „Eine normale Jeans bietet bei einem Unfall nicht mehr Schutz als die nackte Haut. Wichtig ist, dass die Protektoren richtig und fest sitzen. Das Schuhwerk sollte auch die Knöchel schützen“, informiert der Experte der Johanniter.
Johanniter geben Tipps für Ersthelfer
Wenn es trotzdem zum Unfall kommt, muss ein Ersthelfer zunächst die Unfallstelle absichern. Anschließend sei es zwingend nötig, dass er dem bewusstlosen Motorradfahrer den Helm abnimmt, heißt es von Seiten der Johanniter. Nur so könne er die Atmung des Motorradfahrers kontrollieren und sicher stellen, dass er nicht an Erbrochenem oder seinem eigenen Blut erstickt. Ist ein weiterer Mensch am Unfallort, sollte er assistieren, indem er Hals und Kopf waagerecht hält. Anschließend sollten die Helfer den Verunglückten in die stabile Seitenlage bringen, auch wenn er an der Wirbelsäule verletzt sein könnte, und die 112 wählen.
Die Tipps im Überblick
Für Motorradfahrer:
- Das Motorrad zum Saisonstart gewissenhaft auf seine Funktionstüchtigkeit überprüfen (z.B. Reifenluftdruck)
- Nie ohne komplette Schutzkleidung auf die Straße (gilt auch für Mitfahrer)
- Vor allem beim Kurvenfahren daran denken, dass auf kühlem Asphalt die Reifen eine verminderte Griffigkeit haben
- Besonders auf Fahrbahnverschmutzung und Straßenschäden achten
- Auf kurvigen Strecken in der eigenen Spur bleiben
- Erste-Hilfe-Kenntnisse durch einen Kurs auffrischen und üben
Für Autofahrer:
- Schulterblick vor dem Spurwechsel
- Vor dem Abbiegen und beim Spurwechsel frühzeitig blinken
- Lieber zwei Mal schauen: Motorräder sind schmal und werden oft übersehen
- Besonders vor dem Wenden, Ausscheren und Abbiegen auf überholende Motorräder achten
- Auf kurvigen Strecken in der eigenen Spur bleiben
- Erste-Hilfe-Kenntnisse durch einen Kurs auffrischen und üben