Er ist Operntenor, gefeierter Bühnenstar, und die Herzen vieler weiblicher Fans fliegen ihm nur so zu: Volker Bengl. Auf der Freilichtbühne in Altusried umgarnt er derzeit als attraktiver Vogelhändler Adam die Christel von der Post. Und wie gewohnt ist dem Künstler tosender Beifall gewiss. Bei allem Ruhm: Der Mann, der auf 50 Bühnen in Opern und Operetten gesungen sowie über 800 Konzerte gegeben hat, ist bescheiden geblieben.
Hoffmann in "Hoffmanns Erzählungen", Don José in "Carmen" oder Barinkay im "Zigeunerbaron" - Glanzpartien aus Bengls Repertoire, das mittlerweile auf 75 Rollen angewachsen ist. Den Vogelhändler Adam gibt er zum ersten Mal. "Ich habe mir die Rolle zu eigen gemacht und fühle mich damit sehr wohl", sagt der Tenor, der mit Familie in Wielenbach am Ammersee lebt. Auch das Altusrieder Spielumfeld trage dazu bei. "Diese Naturbühne ist das Beste, was ich bisher erlebt habe", schwärmt Bengl. "Wie ein Sechser im Lotto, besser geht es nicht."
Vor wenigen Tagen hat Volker Bengl in Altusried seinen 50. Geburtstag gefeiert - besser gesagt: erlebt. "Ich werde so viel auf der Bühne gefeiert", sagt er, "da ist Party im Privatleben nicht mein Ding.
" Nein, der runde Geburtstag sei für ihn ein gewöhnlicher Arbeitstag gewesen. Er probte für die nächste Hauptrolle im "Schwarzwaldmädel", inszeniert von seiner Ehefrau, der Opernregisseurin Julia Riegel. Und noch jemand hatte im Hause Bengl-Riegel Geburtstag: Töchterchen Marie Theres machte ihr erstes Lebensjahr voll. Ein Glücksfall für Bengl, während des Altusried-Gastspiels die Familie um sich zu haben. "Außerdem sind meine Eltern angereist und coachen Marie Theres", sagt er schmunzelnd.
Sie waren es, die 1967 den Grundstein für die Karriere ihres Sohnes legten: dank des ersten Plattenspielers. Die Stimme von Startenor Rudolf Schock hallte durchs Wohnzimmer, und Bengl junior war wie elektrisiert.
Indes absolvierte der Junge erst eine Lehre als Chemielaborant, bevor er mit 20 Jahren zum Gesang kam. Unter anderem nahm er Privatstunden bei seinem Idol Rudolf Schock. Der Startenor war vom Talent seines Schützlings überzeugt und verhalf ihm an die Musikhochschule in Mannheim. Danach war Bengl über 16 Jahre, bis 2007, festes Ensemblemitglied im Münchener Staatstheater am Gärtnerplatz.
Dort, gesteht der 50-Jährige, habe er sich gefühlt wie ein Matrose auf einem Luxusdampfer, gefangen irgendwie. Jetzt, als Freischaffender, sei er sein eigener Kapitän auf dem eigenen kleinen Schiff - "das bessere Lebensgefühl". Die Auftragsbücher sind voll, das sechste Album, diesmal mit deutschen Volksliedern, in Arbeit.
Abheben will der gefeierte Bühnenstar dennoch nicht. Die Vordergründigkeit auf der Bühne gleicht er mit Tiefgang im Privatleben aus. Dazu gehören Wanderungen in die Natur, Meditation und Sinnsuche in der Religion. "Das alles", sagt Volker Bengl, "erdet mich und schützt vor Überheblichkeit."