Hohenschwangau | asp | Der traditionelle Starkbier-Anstich im Schloss-Bräustüberl hat ein seit bald 30 Jahren gültiges Ritual. Seine Königliche Hohheit Prinz Luitpold von Bayern bittet den Schwangauer Bürgermeister, das Fass Kaltenberger Ritterbock anzuzapfen. Zu den Klängen der Schwangauer Blaskapelle wird von den rund 250 Gästen die Bayern-Hymne gesungen - und dann verteilen die Service-Kräfte die gefüllten Krüge an die Tische. Zu diesen 'guten Geistern' gehört Maria von Bochmann. Die heute 68-Jährige arbeitete über 40 Jahre als Hotelwirtschafterin im Hotel 'Lisl'. Inzwischen ist sie im Ruhestand, hilft aber immer wieder am Tresen aus: 'Wenn man mich braucht, dann komm’ ich', erzählt sie gegenüber unserer Zeitung.
Maria von Bochmann ist ein Stück des Starkbierfestes. Sie war bereits bei der Premiere unter dem damaligen Administrator des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF), Hans-Joachim Fichtner, dabei und hat auch unter dessen Nachfolger, Günter Meyer, noch keinen Dienst im Ausschank ausgelassen. Im Sommer hilft sie 'einmal in der Woche im Schloss-Bräu'.
Die jährlichen Bockbierfeste findet sie 'einfach toll'. Denn vor allem zum Auftakt mit Prinz Luitpold, immer am zweiten Donnerstag im März, 'kommen Leute, die treffen sich das ganze Jahr nicht'. Das samstags im Schloss-Bräustüberl folgende Fest ist dagegen 'scho wilder'. Warum? 'Weil’s so rapplvoll isch.' Für Maria von Bochmann ist das zwar 'auch ein sehr schönes Fest, aber anders als das am Donnerstag'. Auch im kommenden Jahr wird man sie am Zapfhahn erleben. 'Hoffentlich kann ich es noch lange machen', lautet ihr Wunsch.
Was die Damen und Herren im Service bei derartigen Veranstaltungen leisten, das erkannte am Donenrstagabend Schwangaus Bürgermeister Reinhold Sontheimer an. Stellvertretend für alle überreichte er im Namen der geladenen Gäste als Dankeschön Maria von Bochmann einen Blumenstrauß. Einen solchen gab es auch für Sabine Meyer für die Organisation und Prinzessin Beatrix von Bayern für die Einladung zu Starkbier, Brezen, Blasmusik, Schweinebraten, Knödel und Käse.
'Sittlichkeits-Terroristen'
Erstmals herrschte bei diesem Fest im Schloss-Bräustüberl aufgrund der neuen Gesetzeslage Rauchverbot. Prinz Luitpold von Bayern hält davon überhaupt nichts. 'Es geht um einen Anschlag auf Persönlichkeitsrechte, dagegen muss man etwas tun.' Er selbst sei Nichtraucher. 'Ich finde es aber traurig', betonte er, 'wenn die Freiheit des Einzelnen immer mehr eingeschränkt wird.'
Prinz Luitpold war in seiner Art in Fahrt. Nach dem Nichtraucherschutz gehe es jetzt auch ans Bier: Ein Gesetzentwurf sehe vor der Gastronomie zu verbieten, dass ihr Getränkeverkauf nicht zum übermäßigen Alkoholgenuss führe. Das bedeutet für ihn, dass künftig Feste wie der Starkbieranstich in Hohenschwangau verboten seien. Er sprach in diesem Zusammenhang von 'Tugend-Terroristen' und stellte fest: 'Die gab es schon in der französischen Revolution und haben einigen meiner Verwandtschaft den Kopf gekostet.'
Starke Sprüche kamen auch Wolfgang Schweiger über die Lippen. Er trat als Kastellan von Hohenschwangau auf und nahm beim 'Derblecken' kein Blatt vor den Mund (siehe Info-Kasten).