Wechsel keine Panne. Von Hermann König Selbst Persönlichkeiten des Beirates wurden von diesem Führungswechsel an der Spitze der Fachhochschule Kempten überrascht. Niemand hätte gedacht, dass der bisherige Rektor, Professor Dr. Klaus Seidel, von heute auf morgen abgewählt werden könnte. Von Seidel und seinen Weggefährten muss die deutliche 7:16-Niederlage gegen den 48-jährigen Dekan des Fachbereiches Allgemeinwissenschaft und Betriebswirtschaft, Professor Dr. Robert Schmidt, wie eine schallende Ohrfeige empfunden werden. Mit diesem überzeugenden Sieg Schmidts konnte realerweise niemand rechnen. Andererseits gehört die Wahl zwischen zwei qualifizierten Persönlichkeiten zu den Wesensmerkmalen einer Demokratie. Der Maschinenbauer Seidel wusste ja, was auf ihn zukam: Sein Kollege Schmidt hatte nämlich seine Kandidatur ganz offen vor der Wahlentscheidung angezeigt. Wer in einer demokratischen Wahl unterliegt, ist trotzdem aller Ehren wert allenfalls durch die Höhe der Niederlage bleibt eine Delle. Ob diese Seidel, der die letzten acht Jahre die Kemptener Fachhochschule auch durch schwierige Zeiten nicht ohne Geschick führte, verdient hat, wissen wohl nur die Beteiligten in allen Einzelheiten. Wer die Abwahl des bisherigen Rektors als Wahl-Panne zu erklären versucht, verkennt die Eindeutigkeit des Ergebnisses. Wenn man weniger als die Hälfte aller Stimmen der 23 Wahlberechtigten bekommt, kann dies kein Zufall sein. Im Gegenteil, hier drückt sich ganz eindeutig der Wille zu einem Führungswechsel aus. Und dieser hat seine Ursachen. So hört man, dass sich Seidel in den letzten Jahren von den Interessen und Bedürfnissen seiner Kollegen entfernt habe. Möglicherweise vermisste man bei ihm auch die Distanz zum Wissenschaftsministerium. Eine Stimme aus der Hochschule: 'Der Rektor fühlte sich München oft mehr verpflichtet als seinen Kollegen in Kempten.
'In den letzten Jahren habe es im Haus und auch nach draußen kaum mehr eine vernünftige Kommunikation gegeben. Innerhalb der Hochschulleitung habe das juristische Sicherheitsdenken dominiert. Neue Wege seien weitgehend tabu gewesen, dafür habe der Mut gefehlt. Ein intensiver Kontakt und das Zusammenwirken mit den politischen Kräften im Allgäu sei zudem vermisst worden. All dies und möglicherweise auch die Ankündigung von Klaus Seidel, er wolle in vier Jahren in Pension gehen führte letztendlich zu einer klaren Wechsel-Stimmung in der Allgäuer Fachhochschule. So ist auch die deutliche Wahlentscheidung besser zu verstehen. Das Abstimmungsergebnis war kaum zufällig, sondern offenbar eindeutig gewollt. Dr. Klaus Seidel, der am 14. März 2002 sein Amt an Dr. Robert Schmidt übergeben wird, darf dies erhobenen Hauptes tun. Die Fachhochschule hat unter seiner achtjährigen Leitung an Ansehen in der Öffentlichkeit gewonnen. In Bayern und darüber hinaus hat Kempten einen guten Namen. Dies ist nicht nur ein Verdienst des Gründungsrektors Dr. Hanns Ott, der dieser Tage seinen 70. Geburtstag feierte, sondern natürlich auch in der redlichen und korrekten Arbeit von Seidel begründet. An dieser Stelle soll das ausdrücklich öffentlich gewürdigt werden. Seidel (58) übergibt ein gut funktionierendes Institut, auf das in der Zukunft allerdings große Aufgaben warten. Vielleicht ist die Stabübergabe zum richtigen Zeitpunkt erfolgt. Schmidt kann sich derweil in der Wechselzone warm laufen.