Gefühlt sind sie immer öfter zu sehen: Stand-Up-Paddler auf Allgäuer Badeseen. Die einen ärgern sich über sie, die anderen haben Spaß am Paddel-Sport auf dem Wasser. Ganz ungefährlich ist dieser relativ neue Wassersport nicht. Doch wie oft stecken Stand-Up-Paddler in Gefahr?
Einsatzzahlen sehr schwammig
Laut Wasserschutzpolizei Lindau hat es 2019 23 Einsätze zur Wasserrettung am Bodensee gegeben. Dabei handelt es sich aber nicht nur um Stand-Up-Paddler in Not, sondern um alle Personen, die in Wassernot geraten (beispielsweise Segler oder Schwimmer). Die Zahlen seien nicht aussagekräftig, erklärt Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, gegenüberall-in.de. Denn 50 Prozent dieser Einsätze waren Fehlalarme. Bei der Polizei gingen im Vergleich nur fünf Meldungen für den Bodensee im Jahr 2019 ein. Dass die Einsatzzahlen von Personen in Wassernot so schwammig sind, liege zum einen daran, dass die Polizei möglicherweise gar nicht alle Unfälle mitbekommt. Der Rettungsdienst könne beispielsweise entscheiden, dass die Polizei in manchen Fällen nicht gebraucht werde. Zum anderen ist es bei den Einsätzen der Personen in Wassernot schwierig zu beurteilen, ob dabei auch ein SUP involviert war. "Die Einsätze werden über das Einsatzleitsystem übermittelt", so Stabik. Nicht bei jedem Notfall im Wasser wird durchgegeben, ob auch ein Stand-Up-Paddel involviert ist.
Wenige Anzeigen gegen Stand-Up-Paddler
Nach Angaben von Matthias Janousch, Sachbearbeiter der Wasserschutzpolizei der Zentralstelle Bayern, kommen Anzeigen gegen Stand-Up-Paddler sehr selten vor. "Momentan gibt es keine Problematik in dem Sinn", sagt Janousch. Er sieht, im Vergleich zu vor zehn Jahren, das Stand-Up-Paddeln als Trendsportart.
Situation am Bodensee
Die Wasserschutzpolizei in Lindau meinte auf Nachfrage von Herrn Stabik, dass im Vergleich zu den vergangenen Jahren am Bodensee eine Tendenz zu mehr Vorfällen zu beobachten sei. Das schlage sich allerdings (noch) nicht in den Einsatzzahlen nieder.
Situation im Ostallgäu
Im BRK Kreisverband Ostallgäu verzeichnen die Verantwortlichen in diesem Jahr zwei Einsätze durch Stand-Up-Paddler, so Lukas Walk, stellvertretender Technischer Leiter der Kreiswasserwacht Ostallgäu auf Nachfrage vonall-in.de.Das sei im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang. Trotz der massiven Zunahme der Tagesausflügler, speziell aus den Nachbarlandkreisen, die an den Forggensee und die Ostallgäuer Seen zum Stand-Up-Paddeln kommen, sei die Lage entspannt.
"Brenzlige Situationen" bei Missachtung der Schifffahrtslinien
Allerdings stellt die Kreiswasserwacht Ostallgäu öfters fest, dass die Sportler mit ihren Paddel-Boards die örtlichen Gegebenheiten, wie beispielsweise die Schifffahrtslinien am Forggensee, nicht kennen oder missachten. Das führe immer wieder zu "brenzligen Situationen", so Walk. Auch die Besonderheiten der Gewässer sind den Freizeitsportlern nicht immer bekannt. "Entfernungen werden überschätzt, das Wetter wird nicht richtig „gelesen“ oder die persönliche Selbstüberschätzung können sehr schnell zu kritischen oder lebensbedrohlichen Lagen führen, speziell im Falle schnell aufziehender Gewitter." Das war der Fall 2019, als die in Not geratenen Sportler keine Chance mehr hatten, das rettende Ufer zu erreichen.
Tipps der Wasserwacht für einen sicheren Ausflug mit dem SUP
- Ausflüge gut planen (Entfernungen, Routen, Strömungen).
- Sich über die Gegebenheiten am Gewässer informieren (Schifffahrtslinien, Wehre, Schleusen etc.).
- Bei unsicherem Wetter lieber in Ufernähe bleiben.
- Ausreichend Trinken (besonders an heißen Tagen).
- Guten Sonnenschutz nicht vergessen.
- Nicht auf jede Info aus dem Internet verlassen.
Stand-Up-Paddler (55) im Bodensee bei Friedrichshafen tödlich verunglückt