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Stammgäste abschreiben

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Stammgäste abschreiben

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    Nesselwang (biw). - 'Stammgäste werden wir abschreiben müssen, das zeigt die Entwicklung am Reisemarkt.' Mit dieser Aussage konfrontierte Professor Alfred Bauer vom Mittelstandsinstitut der Fachhochschule Kempten (FH) auf der Infoveranstaltung der Nesselwang Marketing Gmb H. In deren Auftrag hatten Bauer und seine Mitarbeiter Touristen befragt, was den Ort attraktiv macht und was nicht. Die Klientel der so genannten Stammgäste gebe es nicht mehr, erklärte Bauer. Das lasse sich besonders an den älteren Urlaubern feststellen. Für die nämlich sei Nesselwang und das Allgäu nicht mehr das Urlaubsziel Nummer eins, was es noch vor Jahren war. 'Wir haben es heute mit aktiven Jung-Senioren zu tun, die Vielreiser sind', untermauerte Bauer seine Aussagen. Sie nutzten viele Urlaubsmöglichkeiten und fahren nicht jedes Jahr in den gleichen Ort. Bauer formulierte es überspitzt: 'Gästeehrungen für den 100sten Urlaub im gleichen Dorf wird es künftig nicht mehr geben.' Bauers Zahlen belegen: Die Gäste halten sich maximal sieben Tage in Nesselwang auf. Die Aussage einiger Vermieter, 'wegen einer Nacht überziehe ich kein Bett', lässt der Tourismus-Experte nicht gelten. 'Auch Gäste, die zwischen einem und vier Tagen Urlaub machen, stellen ein Potenzial dar, das Sie nutzen sollten', appellierte Bauer an die Vermieter.

    Zitat Wir stehen mit der ganzen Welt in Konkurrenz.} Professor Dr. Alfred Bauer vom Mittelstandsinstitut der Fachhochschule Kempten zu den Entwicklungen im Tourismus. Von August 2001 bis August 2002 befragten die Reiseexperten rund 820 Gäste, die sich im Ort aufhielten. Dabei stellte sich heraus, dass die Tagesurlauber aus Augsburg, Ulm oder Memmingen kommen. Der Großteil derer, die ein Bett buchen, stammt aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. 'Die neuen Bundesländer sind wenig vertreten', stellte Bauer fest. Seine Begründung: 'Sie werden nicht so intensiv umworben wie andere potenzielle Gäste.' Zumal die schwäbischen Nachbarn Anrainer der Autobahn A7 sind und dadurch eher in Nesselwang hängen bleiben. Eindringlichste Forderung von Bauer: 'Bringt den Verkehr besser in den Griff und bringt Ruhe in euren Ort!' Laut seiner Untersuchungen erlangte Nesselwang durch die jahrelangen Staudurchsagen im Rundfunk einen - nicht immer positiven - Bekanntheitsgrad. Allerdings hatte Bauer nicht nur derartige Negativmeldungen in der Tasche: Die schöne Landschaft lockt überwiegend die Übernachtungsgäste nach Nesselwang. Wohingegen die Tagesurlauber hauptsächlich das Wander- und Rodelangebot sowie das ABC-Erlebnisbad nutzten. Die guten alten Methode der Mundpropanda funktioniert noch: Immerhin ist ein Großteil der Urlauber durch Empfehlungen von Bekannten aufmerksam geworden. Auch wenn das eine oder andere schockierte Gesicht nach Bauers Vortrag zu sehen war, sein Schlusssatz war Balsam und Antrieb für die Anwesenden: 'Sie haben Gäste, die mit Ihrem Angebot zufrieden sind und Ihre herzliche Atmosphäre loben.'

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