Von unserem Mitarbeiter Mischa Miltenberger, Kempten - Tennis? Ohne mich! Gerade die jüngere Generation denkt heute so. Die Boomjahre der 80er sind Geschichte. Hallenbetreiber haben längst nicht mehr die 'Lizenz zum Gelddrucken'. Das große Konkurrenzangebot auf dem Freizeitmarkt und die stetig nachlassende Begeisterung für das Spiel mit der Filzkugel treiben Sorgenfalten vor allem in die Gesichter der kommerziellen Hallenbesitzer. Auch in den fünf Hallen in Kempten und Umgebung - davon vier private und eine vereinseigene - setzt sich dieser Trend fort. Hallenschließungen wie zum Beispiel in Fischen sind aber hier (noch) kein Thema. Tennishalle Oberwang Die 30 Jahre alte Halle bietet neben sechs Tennisplätzen noch fünf Squash-Courts. Da sie schon voll bezahlt ist, drücken den Betreiber, die Tennishalle Kempten Gmb H, keine Zinsbelastungen mehr. 'Noch arbeiten wir rentabel', sagt Geschäftsführer Karl März. Die Abendstunden seien weiterhin gut belegt, nur vor- und nachmittags fehlten die Kunden. Während der Hallensaison sei die Auslastung noch akzeptabel, wenn auch zehn Prozent niedriger als zu den besten Zeiten. März hofft darauf, dass der verminderte Zuspruch zumindest auf dem momentanen Niveau stagniert. Neben den üblichen gestaffelten Preisen gibt es ein spezielles Angebot: Läuft ein Abonnement aus, so darf der Tennisspieler einen Platz weiterhin zum gleichen Preis buchen - auch ohne Abo. Sportpark Waltenhofen Die Multifunktionshalle bietet neben vier Tennisplätzen noch Badminton, Kletterwand, Sauna, Solarium, Fitnessstudio, Massagepraxis, Kosmetiksalon und ein Restaurant. Der erst fünf Jahre alte Komplex ist in Bezug auf Technik und Komfort auf dem neuesten Stand. Allerdings sei selbst mit einem attraktiven Angebot ein wirtschaftlicher Betrieb schwer möglich. 'Eine reine Tennishalle ist heutzutage nicht mehr lukrativ', spricht Xaver Prestel, einer von zwei Geschäftsführern, Klartext. Bei einem Multifunktionskonzept seien aber Tennisplätze unverzichtbar. Trotz nachlassender Tennisbegeisterung hätte der Sportpark eine 'gleichbleibende, gute Auslastung'. Spezielle Rabatte für Kunden gibt es dann, wenn sie auch andere Angebote des Sportparks wahrnehmen.
Tennishalle Lauben Seit 1978 ist Alfons Schön Besitzer der Halle, die drei Plätze bietet. Er spürte die Auswirkungen der 'goldenen 80er' genauso in der eigenen Kasse, wie die nun schon einige Jahre anhaltende Tennismüdigkeit. 'Die Auslastung hat schwer nachgelassen und sollte nicht mehr viel schlechter werden', ist sich Schön der Lage bewusst. Während in der Altersgruppe von 55 aufwärts noch eine große Zahl von Spielern seiner Halle die Treue halten, gebe es vor allem bei den 20- bis 35-Jährigen eine 'große Lücke'. Wie die anderen Betreiber hofft auch Schön zumindest auf ein Ende des Negativtrends. Mittelfristig ist auch eine Beendigung seines Engagements nicht ausgeschlossen: 'Ich schaue mir das noch fünf Jahre an und treffe dann meine Entscheidung.' Tennnishalle Wertach Seit drei Jahren gehört die Wertacher Tennishalle mit vier Plätzen und Gastronomie Martin Trenkle. Seine Pächter sind Claudia Trenkle und Karin Bernschneider. Die beiden Frauen machten die Erfahrung: Die Tennisplätze brächten keinen Gewinn, schwarze Zahlen werden nur mit der Gastronomie erreicht, die das Minus ausgleicht. Mitglieder des TC Wertach bekommen zwar Sondertarife: 'Aber von den Wertachern allein können wir nicht leben.' So wurde der Betrieb auch schon 'fremdgenutzt': für die Wertacher Gewerbeschau und die Aufführung eines Musicals. Tennisclub Kempten 1999 hatte Orkan 'Lothar' die vereinseigene Halle zum Einsturz gebracht. Kürzlich wurde sie neu eröffnet. Mit der Unterstützung des Bayerischen Landessportverbandes und der Stadt musste der Verein 'nur' 220 000 Mark für den Wiederaufbau berappen. Die Betriebskosten der Halle werden durch die Vermietung des einen Platzes an Mitglieder und Nichtmitglieder getragen. Momentan liege die Auslastung bei 75 bis 80 Prozent, so der Vorsitzende Klaus-Jürgen Bandmann. Ein Großteil der Belegung ist durch Trainerstunden des Übungsleiters Radec Kovacka gesichert. Der abnehmenden Beliebtheit des 'weißen Sports' kann sich aber auch der TVK nicht entziehen. Von ehemals über 800 Mitgliedern ist der Verein auf 440 geschrumpft. 'Der Trend wird noch weitergehen', glaubt Bandmann. Gerade im Allgäu gebe es zu viele anderweitige Freizeitmöglichkeiten. Und bei der Jugend sei Tennis nicht mehr angesagt: 'Die jungen Leute haben keine Lust mehr auf eine so konservative Sportart.'